Orientierung statt Bevormundung - Artgerecht und wirtschaftlich

Fleisch-Marketing_12_2016

Unternehmen & Konzepte Orientierung statt Bevormundung Je konkreter die Eingriffe des Staates in die Entscheidungs- freiheit des Verbrauchers beim Essen sind, desto mehr werden sie abgelehnt. Das ist ein Ergebnis eines Wissenschafts-Sym- posiums, das Anfang November in Berlin stattfand Bei der Tagung, die der Verein „Die Lebensmittelwirtschaft“ gemeinsam mit der University of California, Berkeley veranstaltete, diskutierten Wissenschaftler aus den USA, Europa und Deutschland sowie Politiker und Vertreter der Medien über das Thema „Das sollst Du essen! Orientierung versus Bevormundung“. Im Mittelpunkt stand das „Nudging“, also das Foto: Die Lebensmittelwirtschaft Die deutschen Verbraucher wollten informiert, aber nicht bevormundet werden, meint der Düsseldorfer Professor Peter Kenning. „Stupsen“ von Verbrauchern in eine bestimmte Richtung, und die Frage, ob und ab Artgerecht und wirtschaftlich Anspruch und Realität in der Tierwohl Debatte klaffen oft weit auseinander. Der in diesem Jahr gegründete Verein zur Förderung der Offenstallhaltung von Schweinen e.V. bietet eine Lösung an. Der Verein, dessen Mitglieder die gesamte Wertschöpfungskette abdecken, will eine sowohl artgerechte als auch wirtschaftliche Form der Schweinehaltung etablieren, die Landwirte bei deren Umsetzung unterstützen und dem Verbraucher eine echte Alternative zwischen konventionell und bio anbieten. Dafür setzt der Verein auf Ställe, bei denen mindestens eine Seite komplett offen ist. Das ermöglicht eine tiergerechte Haltung, die auch den Forderungen des Deutschen Tierschutzbundes gerecht wird. wann das vom Verbraucher als Bevormundung empfunden wird. Vorgestellt wurde auch eine Studie, die „Die Lebensmittelwirtschaft“ mit Professor Peter Kenning von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf erstellt hatte. Aus der ersten repräsentativen wissenschaftlichen Untersuchung zum Thema Bevormundung beim Lebensmitteleinkauf in Deutschland geht hervor, dass die deutschen Verbraucher nicht bevormundet werden wollen. So lehnen es rund 77 Prozent ab, dass der Staat über ihren Kopf hinweg entscheidet, was gesund ist und was nicht. Rund 80 Prozent legen Wert darauf, dass sie ihre Entscheidung über den Lebensmitteleinkauf selbstbestimmt treffen. Allerdings wünschen sich viele Verbraucher mehr Informationen und eine höhere Transparenz im Lebensmittelbereich. „Verbote, Gebote und Steuern werden hingegen eher als bevormundend wahrgenommen. Zudem lassen sich Unterschiede im Hinblick auf die Regionen, das Alter, das Geschlecht und den Verbrauchertyp erkennen“, erklärte Professor Kenning. Durch die Offenstallhaltung bekommen die Schweine frische Luft, erleben Tageslicht und die natürlichen Witterungseinflüsse wie warm, kalt, feucht, windig oder sonnig. Überdies haben sie deutlich mehr Auslauf sowie tiergerechte Funktionsbereiche zum Liegen, Fressen, Bewegen, Koten und Harnen und fühlen sich dadurch wohler. Produkte, deren Fleisch zu 100 Prozent aus Offenstall-Haltung stammt, werden Durch die Offenstallhaltung bekommen die Schweine frische Luft und erleben die natürlichen Witterungseinflüsse. mit dem Logo gekennzeichnet und zu einem etwas höheren Preis – teurer als konventionell, aber deutlich günstiger als bio – angeboten. Der Mehrbetrag für diese Produkte kommt ausschließlich und ohne Umwege den Landwirten zugute. Darüber hinaus setzt sich der Verein dafür ein, dass bürokratische Hürden abgebaut werden, um den Umbau der Ställe zu erleichtern. 40 12/2016 F leisch-Marketing


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