Interview: Georg Schlagbauer

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Foto: Fleischerverband Bayern EIN GUTES STÜCK VORANGEKOMMEN Im Interview blickt der bayerische Landesinnungsmeister Georg Schlagbauer auf seine bisherige Zeit zurück und erläutert die Herausforderungen der Zukunft.  INTERVIEW Was waren die größten Herausforderungen als Sie Ihr Amt antraten? Damals galt es sich zunächst einen Gesamt-überblick zu verschaffen. Die Fragen lauteten: Wie steht der Verband gegenüber der Politik, seinen Mitgliedsbetrieben und im Verhältnis zum Deutschen Fleischer-Verband da und wie ist er in seiner Organisationsstruktur und fi-nanziell aufgestellt? Deshalb entschied sich der Vorstand einen Geschäftsführer mit betriebs-wirtschaftlichem und organisatorischem Hinter-grund einzustellen. Unser erklärtes Ziel war der Wandel zu einem Dienstleistungsverband – da-bei gab es aber viele „Baustellen“. Bis alles gelau-fen ist, war das erste Jahr vorbei. Darum stecken wir auch noch heute mittendrin in der Arbeit. Wie haben sich die Dienstleistungspakete entwickelt? Der Grundgedanke für diese Pakete, die es zuvor nicht gab, ist es, den Innungsmitgliedern möglichst viel Hilfestellung zu geben. Dann ha-ben sie mehr Zeit im Alltag und werden in den Bereichen Hygiene, Kalkulation oder Internet-auftritt entlastet und auf den neuesten Stand gebracht. So entstand nach und nach eine Ser-vicegesellschaft. Wir fingen an diesen Ansatz professionell umzusetzen und generierten so zusätzliche Einnahmen. Heute bieten wir ein Rundum-Programm, das den Mitgliedern den betrieblichen Alltag erleichtern kann. Es gibt aber noch viele weitere Bereiche, bei denen wir helfen können. Es wäre gut, wenn die Dienstleis-tungspakete noch stärker nachgefragt würden. Wie beurteilen Sie den IHM-Auftritt 2014? Die Meinungen von allen Seiten waren durch-weg positiv. Dieser neue, gemeinsame Auftritt mit dem Bäckerhandwerk war absolut nötig, wie es so manche Schritte des Auffrischens, Er-neuerns und Nachdenkens gebraucht hat. Die IHM ist das „Schaufenster unseres Handwerks“. Dort können wir Mitgliedsbetrieben und Ver-brauchern zeigen, was unser Handwerk kann und wie sich die Ausbildungsberufe verändert haben. Ein solcher Auftritt ist aber auch immer ein gutes Stück Marketing, in das investiert werden muss. Was sind die größten Herausforderungen? Es gibt noch viel zu tun! Die größte Heraus-forderung ist es die Nachwuchsproblematik zu lösen. Dafür müssen aber neue finanzielle Quellen und Mittel erschlossen werden. Eine weitere Aufgabe ist es junge Fleischermeister zur Betriebsübernahme zu motivieren und sie dabei zu unterstützen. Auch die Mitgliedsbe-triebe wollen wir noch stärker unterstützen als bisher und den Dienstleistungsgedanken im Verband stärker leben. Das Ziel ist es hier, eine Erreichbarkeit der Mitarbeiter mit einer schnellen Problembearbeitung für das Mit-glied zu gewährleisten. Dabei sollten alle noch stärker gemeinsam denken und handeln. Der Verband kann aus eigenen Möglichkeiten sehr viel schaffen, es gilt aber auch wieder das Ge-meinschaftsgefühl zu stärken und Probleme zusammen zu lösen. Außerdem gilt es neue Mitgliedsbetriebe zu gewinnen, um dem Mit-gliederschwund entgegenzuwirken. Auch das kann nur gemeinsam erreicht werden. Wir suchen den Kontakt zu den Betrieben, indem wir viele Innungen persönlich besuchen, um herauszufinden, welche Lösungen wir erar-beiten können, um zu helfen. Ich bin stolz auf alle Obermeister, die mit großer Begeisterung dabei sind. Wir haben schon einige Wege be-schritten, die unserem Handwerk eine gewisse Zukunftsfähigkeit ermöglichen. Zudem sol-len die Obermeister wieder etwas entlastet werden, denen wir in den letzten zwei Jah-ren einiges zugemutet haben, z. B. durch die Diskussionen über die Beitragserhöhung, die aber heute in vielen Teilen Bayerns umgesetzt wurde. Nun gilt es die Organisationsstruktu-ren zu straffen, um noch effektiver zu werden. Auch in der Geschäftsstelle wurden an vielen Stellen Einsparungen umgesetzt, z. B. bei der Anpassung von Versicherungen, bei Reisekos-ten, Stromkosten etc. Viele Mitgliedsbetriebe identifizieren sich heute mit dem Verband und suchen das Gespräch und die Diskussion. Als Verband müssen wir so viele „Schuhlöffel“ für die einzelnen Betriebsgrößen finden, dass je-der einen passenden findet. Zugleich sollten die Betriebe überlegen, welche Angebote bzw. Dienstleistungen sie noch stärker in Anspruch nehmen oder wie sie sich engagieren können. Das führt zu einer fruchtbaren Symbiose, in der Lösungen für alle entstehen. Wir haben viel erreicht, aber auch noch viel vor. Wo sehen Sie Chancen für das Fleischerhand-werk? Die Chancen sind mannigfaltig. In den Städten kann man z. B. Punkte wie Regionalität oder die Mittagsversorgung im Stadtviertel noch stärker ausspielen. Zudem birgt eine eventu-elle Filialisierung Umsatzpotenziale. Auf dem Land bestehen noch mehr Möglichkeiten, wenn die Schlachtung im bisherigen Maße erhalten bleiben kann. Das vermittelt ein hohes Maß an Transparenz und Frische. Auch die Warmfleisch-verarbeitung, die wohnortnahe Versorgung, der mobile Verkauf, die Kita- und Kindergartenver-pflegung oder der Verkauf von Produkten von Kollegen birgt noch Potenziale. Es ist gut Au-gen und Ohren offen zu halten und flexibel zu sein, wenn sich die Gegebenheiten im direkten Umfeld ändern. Zum Glück herrscht in der Öf-fentlichkeit eine Diskussion über Lebensmittel an sich, die uns eher zuträglich ist – das macht Hoffnung. Vielen Dank für das Gespräch! mth 8 3/2014


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