Austausch in Koblenz

FH_06_2013

AUSTAUSCH IN KOBLENZ Rund 30 Obermeister und Delegierte des Fleischerverbandes Rheinland-Rheinhessen trafen sich in Koblenz zu ihrer Tagung, um wichtige Themen des Handwerks zu erörtern und über den Etat abzustimmen. Dabei standen besonders die Referate der Fachbeiräte im Mittelpunkt des Ge-schehens. „Knackpunkt-Themen“ wie Berufsausbildung, Werbung und Beiträge führ-ten bei den Anwesenden teilweise zu heftigen Reaktionen. Landesinnungsmeister Markus Kramb wies die Delegierten z. B. darauf hin, dass die Hygieneschulung der Berufsgenos-senschaft unbedingt wahrgenommen werden sollte – nicht nur, weil es einen Preisnachlass beim Beitrag gäbe. Auch der anstehende Sach-kundenachweis für das Schlachten wurde dis-kutiert. Wer diese Schulungen abhalten soll, ist aber derzeit noch unklar. Probleme könnte es geben, wenn Veterinäre das tun sollten. „Wie kann jemand eine Schulung abhalten, der noch nie selbst geschlachtet hat“, lautete eine Frage aus dem Auditorium. Markus Kramb hält es für die beste Lösung, diese Prüfung gleich beim Abschluss der Ausbildung abzulegen. „Zur Zeit reicht es noch aus, wenn es im Zeug-nis steht“, so der Landesinnungsmeister. „APROPOS AUSBILDUNG“ Mit diesem Thema trat Landeslehrlingswart Manfred Schmitt vor die Obermeister und Delegierten und appellierte, beim Kundenma-nagement für ein ganzheitliches Konzept zu sorgen. Dabei ist auch die neue, seit 1. Januar 2013 in Kraft getretene, Prüfungsverordung zu beachten. „Bei den Reformen zur Weiter-bildung sollen sich alle Berufe wiederfinden“, betonte Manfred Schmitt: „Es kann nicht in ZIVILCOURAGE AN DER WURSTTHEKE „Wo kommen wir denn in Deutschland noch hin, wenn ich mir jetzt schon von einer Schwarzen die Wurst aufschneiden lassen muss“, ereiferte sich eine Kundin beim „Platzmetzger“ Kühle in Weißenhorn über eine farbige Fleischereifachverkäuferin. Chefin Kerstin Kühle prüfte, ob ein Bedienfehler vorlag und zeigte der Kundin die Grenzen auf: „Dann sind wir wohl nicht das richtige Geschäft für Sie“. Von ähnlichen Geschichten kann auch der baden-württembergische Landesinnungsmeister Kurt Matthes berichten. Seine aus Ghana stammende Verkäuferin Lydia war sprachlich und kulturell in Deutsch-land bereits fest integriert als sie bei ihm eine Lehre begann. Auf etwa 1 % aller Kunden schätzt Kurt Matthes diejenigen, die an der Hautfarbe Anstoß genommen haben. Auch der Landesinnungsmeister bewies Courage: Als sich ein Kunde einmal darüber belustigte, dass die Mitarbeiterin „wohl zu lange im Backofen war“, machte er klar, dass er solche Witze nicht schätzt. Der Kunde kam nicht mehr. Aber die Mitarbeiter hatten erfahren: „Unser Chef steht hinter uns“. Bravo, Frau Kühle! Bravo, Herr Matthes. Die Welt ist bunt und vielfältig – das darf sie auch in Fleischerfachgeschäften sein. Fritz Gempel Fotos: Frank, privat, © lenka-Fotolia.com unserem Interesse sein, beim Verkauf im Laden die Verantwortung anderen zu überlassen.“ Die Nachwuchswerbung stand im Mittelpunkt des Vortrages „Wir müssen uns selber bewe-gen!“. Vom Abholen des Auszubildenden bis zur Anmeldung beim Leistungswettbewerb wurden Vorschläge zum Anreiz vorgeschla-gen und erörtert. „Wenn wir nicht als moderne Dienstleister rüberkommen, werden wir die Jugend nicht ansprechen“, unterstrich auch der stv. Landesinnungsmeister Peter Klassen. Danach wies Kai Leonhardt, Mitglied im Fach-beirat Werbung und Öffentlichkeitsarbeit des DFV, darauf hin, dass der fast 300.000 E teure TV-Spot Ende des Jahres ausläuft. Für ihn ist das sehr bedauerlich, denn er hält eine Ge-meinschaftswerbung für dringend nötig. Sei-ner Auffassung nach sollte kein Geld unnötig in kleine Projekte verplant werden. „Die Ge-meinschaftswerbung darf nicht sterben“, so das Fachbeiratsmitglied. Trotz der Erhöhung des Beitrages – die unter anderem aufgrund des Mitgliederschwundes nötig ist – sowie der Neukonzeption der freiwilligen Selbstkontrolle wurde der Etat für 2014 am Ende der Tagung beschlossen. Peter Frank GASTKOMMENTAR AUS DEN LÄNDERN 10 6/2013 


FH_06_2013
To see the actual publication please follow the link above