Toennies Fleischzerlegung

Tönnies: Über 1.300 Corona-Fälle

Reihentestungen bei Tönnies sind abgeschlossen, fast ein Viertel der Belegschaft ist Corona-positiv.

Die Reihentestungen auf dem Gelände der Tönnies-Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück sind am vergangenen Samstag, 20. Juni 2020, abgeschlossen worden. 6.139 Tests wurden gemacht; von 5.899 Befunde sind 4.568 negativ (77,4 Prozent) und 1.331 positiv (22,6 Prozent). Es habe sich gezeigt, dass die Zahl der positiven Befunde in der Fleischzerlegung (Bild o.) deutlich höher ist als außerhalb.

Wie massiv der Ausbruch ist, zeigt eine andere Zahl: Insgesamt sind im Landkreis Gütersloh (Stand 21. Juni) 1579 Coronainfektionen laborbestätigt (681 genesen, 878 noch infiziert, davon 867 in häuslicher Quarantäne). Es gehen also über 80 Prozent der Infektionen auf den Tönnies-Hauptsitz zurück. Der Betrieb in Europas größter Fleischfabrik steht, sämtliche Mitarbeiter wurden in Quarantäne geschickt, Kitas und Schulen im Landkreis wurden umgehend geschlossen, ein Lockdown infolge des Ausbruchs ist noch immer nicht vom Tisch.

Laumann: Alle Bürger können sich testen lassen

Bei Reihentestungen im Mai bei Tönnies seien deutlich mehr Testungen gemacht worden, meldet die Kreisbehörde. Das liege daran, dass die Zahl der Beschäftigten gesunken sei. Eine Reihe von Mitarbeitern sei offensichtlich in die Heimat zurückgekehrt, um eine sich abzeichnende Quarantäne zu vermeiden.

Karl-Josef Laumann, Nordrhein-Westfalens Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, hat angekündigt, dass sich alle Bürger im Kreis Gütersloh testen lassen können. 32 mobile Teams testen nun in den Städten und Gemeinden des Kreises Gütersloh die Personen in ihren Unterkünften. Die Teams beraten zudsem in gesundheitlichen Fragen und bieten Unterstützung an. Dabei werde auch kontrolliert, wie aktuell die Adresslisten sind, die sich der Kreis in der Nacht von Freitag auf Samstag bei Tönnies beschafft hat.

Bei der Ermittlung der Adressen von Beschäftigten in der Fleischfabrik war es zu erheblichen Verwerfungen zwischen der Tönnies Gruppe und den Behörden gekommen (Thomas Kuhlbusch, Leiter des Corona-Krisenstabs in Gütersloh: „Das Vertrauen, das wir in die Firma Tönnies setzen, ist auf Null.“).

Tönnies wehrt sich gegen Vorwürfe der Behörden

Dazu hat die Tönnies Gruppe eine Stellungnahme veröffentlicht: „Wir sind uns bewusst, dass für die Nachverfolgung und damit Eindämmung des Infektionsgeschehens die Lokalisierung aller Beschäftigten an ihrem Wohnort essentiell notwendig ist. Wenn es durch teilweise fehlende Daten zu Verzögerungen in dieser Nachverfolgung kommt, ist dies sehr bedauerlich. Wir müssen aber dem Eindruck widersprechen, dass wir Daten fahrlässig zurückgehalten hätten, um damit die Arbeit der Behörden zu behindern.“

Tönnies habe „in mehreren tausend Fällen gegen geltendes Recht verstoßen und den Datenschutz brechen“ müssen, um die notwendigen Personaldaten in der geforderten Zeit von unseren Dienstleistern einzufordern und zur Verfügung zu stellen. Letztlich haben wir, in Abwägung aller Konsequenzen, die geforderten Daten der Mitarbeiter unserer Dienstleister zur Verfügung gestellt.

Tönnies macht geltend, dass das Unternehmen nach Paragraph 5 der Datenschutzgrundverordnung an persönlichen Daten der Beschäftigten im Werkvertrag einzig den Vornamen, Nachnamen und Geburtsdatum der Beschäftigten erfassen dürfe. Die Tönnies Gruppe sei aber aufgefordert worden, alle Adressdaten der Beschäftigten im Werkvertrag an die Behörden zu melden. Diese Aufforderung sei umgehend an alle Dienstleister weitergeben worden.

Einige Dienstleistungsunternehmen hätten jedoch große datenschutzrechtliche Bedenken geäußert. Sie seien nicht bereit gewesen, ohne eine schriftliche Anforderung die personenbezogenen Daten herauszugeben. Erst nachdem ein entsprechendes Schriftstück vorlag, hätten der Behörde auch die noch ausstehenden Adressen übergeben werden können.

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