Rohrdorf: Pumps und Gummistiefel, Theresa Albrecht

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FLEISCHER MIT ERFOLG ROHRDORF existierte es damals schon als Gasthof und Metzgerei. Heute arbeiten im Betrieb 85 Menschen, die Theresaund GummistiefelAlbrecht seit 15 Jahren als erste Frau nach Generationen unter männlicher Führung anleitet.PumpsDas Familienunternehmen Hotel zur Post in Rohrdorf ist schriftlich bis 1803 zurückzuverfolgen. Im Prinzip FNachfolge nicht antreten würde“, erzählt EU-Zulassung hat uns 150.000 € gekostet. Das ein Drittel in die Produktion zum Veredeln.beträgt ein Drittel bis die Hälfte. Vom Fleischwandert gut die Hälfte in die Gastwirtschaft undes gelassen“, erklärt sie. „Ich wünsche mir jetztein paar Jahre ohne Gesetzesänderungen. Dieür meine Eltern war es ein Schock, als sichherauskristallisierte, dass mein Bruder die Theresa Albrecht. Der Erstgeborene hatte schon muss erst einmal wieder verdient werden.“ sämtliche Ausbildungen: Metzgermeister, Koch Durchschnittlich 1.500 kg Rindfleisch verarbei- NAH UND FERN und Hotelfachmann. So beschloss sie, als tet Metzgermeister Hans Bauer pro Woche. Vom Neben dem Wurstsortiment und dem Leber- zweitälteste Tochter, damals Ende 20, diese Auf- Schwein sind es 1.200-1.300 kg. 600-800 kg käse gehen Kurzbratstücke oder Fix-und-fertige gabe zu übernehmen. Mit ihrem BWL-Studium Wurst stellt er im Team mit zwei weiteren Metz- Pfannen immer besser. „80 % der Kunden schei- in Hotel- und Restaurant-Management und gern und zwei Azubis in der Woche her. Stolz ist nen nicht mehr zu wissen, wie man einen Berufserfahrung in der Hotellerie fehlte ihr er auf eine Zahl: jeden Monat über 1 t Leberkäse. Schweinsbraten zubereitet,“ meint Hans Bauer. dafür noch eine wichtige Qualifikation: „Ich Der Anteil der Gastronomie am Wurstverbrauch Zu den Spezialitäten gehört auch das Geräu- beschloss eine Metzgerausbildung zu machen, cherte aus der „Kaltseich“ – einem Kalträucher- und hatte auf einmal wieder Gummistiefel an“, ERFOLGSFAKTOREN schrank für Rohwurst, Pfefferbeißer, Salami und erinnert sich Theresa Albrecht. Damals arbeitete ■ Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis Rohschinken, der mit Sägemehl funktioniert. sie in einem Bonner Top-Hotel. Nach der Lehre ■ Eigene Schlachtung Die drei Vollzeitverkäuferinnen verkaufen, un- in einer Bonner Bioland-Metzgerei, folgte die ■ Regionalität terstützt von vier Teilzeitkräften, an ein gemisch- Meisterschule in Landshut. „Ich wollte die Lehre ■ Vorleistung der vorigen Generation tes Publikum: Einheimische, aber auch durchrei- nicht daheim machen, sondern dort, wo mich sende Hotelgäste und Touristen. „Eine Berlinerin keiner kennt“, sagt sie. „Die Übernahme des hei- KONZEPT kauft ein, wenn sie zu ihrer Ferienwohnung fährt matlichen Betriebs war eine Entscheidung fürs HOTEL ZUR POST – ROHRDORF und auf dem Rückweg nimmt sie nochmal Leben, das war wie ein Klotz am Bein, den du nie Am Ball bleiben und dennoch die Tradition große Mengen für ihre Freundinnen zuhause mehr loswirst.“ Doch sie erwies sich als richtig: wahren. Gut 1/3 der Wurstproduktion geht in mit. Das sind traumhafte Stammkunden, auch Ausgezeichnet wurde die Unternehmerin und die Gastronomie, bei Fleisch ist es die Hälf- wenn sie nur ein paar Mal im Jahr kommen“, te, 1/3 wird in der Produktion verwendet. dreifache Mutter u. a. mit dem Jungunterneh- bemerkt die Inhaberin. merpreis der Stiftung Köln Handwerk. Da Rohrdorf, das im Einzugsgebiet von Rosen- PROFI-PARTNER heim liegt, kein Lebensmittelgeschäft mehr hat, SCHLACHTEN UND EU ■ Kutter: Rex 65 l (von 1974, „lauft wiar a ist das Unternehmen für die Versorgung des „Trotz der vielen Prügel, die uns zwischen die Gleggal“ (Glöckchen), keine Elektronik, „2 Orts wichtig. Außer der Metzgerei gibt es nur Füße geschmissen werden, können wir hohe Knöpferl, 2 Gänge des war's“, sagt der noch zwei Bäcker. „Daher haben wir das Sorti- Metzgermeister) Qualität und Regionalität anbieten. Dass unsere ment in diese Richtung erweitert: faire Milch, ■ Füller: Rex 90 l Metzgerei so gut dasteht, macht mich stolz“, Joghurt, Eier, Grieß, Mehl.“ Das Ambiente des La- ■ Wolf: Rex sagt sie. Bis zur Schweinepest hielt man eigene dens ließ man bewusst unverändert. Am Sorti- Schweine. Früher gehörte auch eine Bullenmast ■ Neuanschaffungen aus dem Jahr 2012: ment sowie beim Anblick der holzverkleideten zum Unternehmen. Seit vier Jahren werden die ■ Strackbein Bastra/Bayha & Fleischertheke spürt der Kunde, was hier gelebtRäucheranlage: Rinder im Viertel gekauft, obwohl eine Zulas- Kessel: Bastra/Bayha & Strackbein wird: am Ball bleiben und Tradition wahren.■ den Tieren sehr zusetzt. Die Schweine schlach- Theresa Albrecht. Gastronomie wie Metzger-Bizerba Fotos: Hotel zur Post, F. König„Geholfen hat uns, dass die Eltern so fleißig gear-beitet und ihr Herzblut in alles gesteckt haben,sodass eine gewisse Substanz da war“, sagtMaja-MaschinenfabrikBizerbaTreifRühleRennerMaja-Maschinenfabrikismaschine:Poltermaschine:Speckschneider:Abschwartemaschine:Kassensystem:Aufschnittmaschine:Brühmaschine:E■■■■■■■ sung bestünde. „Neben den vielen Vorschriften bezüglich des Schlachtens, entschieden wir uns nicht zuletzt auch deshalb so, weil der Transport ten wir aber noch selbst“, erzählt sie. Sie stam- handwerk sind harte Branchen, wer da einen men aus Feldkirchen, wo der Vater schon kaufte. Betrieb führt, muss wirklich dahinter stehen, „Ganz ehrlich, wenn wir gewusst hätten, was mit sonst wird es nichts.“ F. König der EU-Zulassung auf uns zukommt, hätten wir www.post-rohrdorf.de 16 4/2012


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