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FH_03_2017

Foto: Colourbox.de 5 Pikogramm (billionstel Gramm) pro Liter Luft. Beide Stoffe werden bei weiblichen Tie-ren und Kastraten in der Leber abgebaut. Bei Ebern erschweren Geschlechtshormone die-sen Prozess. Bei Androstenon werden schon geringere Konzentrationen im Fleisch (über 1 mg/kg) als unangenehm eingestuft. Diese wird durch Gas-Chromatographie direkt nach dem Schlachten der Eber bestimmt. Neu ist ein System der in-line-Überwachung, bei dem eine Probe Fettgewebe direkt analysiert wird. Daneben ist eine sensorische Prüfung üblich. Geruchsbelastetes Eberfleisch kann so ausgesondert und der Geruch z. B. durch den Zu-satz von Gewürzen neutralisiert werden. PRO & CONTRA: KASTRATION Die gegenwärtig zulässige Methode der be-täubungslosen Ferkelkastration ist mit dem Tierschutz nicht vereinbar. In den europäischen Ländern existieren seit Jahren unter-schiedliche Initiativen und Regelungen. In Deutschland ist betäubungsloses Kastrieren von Ferkeln innerhalb der ersten sieben Le-benstage bis zum 1.1.2019 erlaubt (3. Gesetz zur Änderung des Tierschutzgesetzes). Die Ebermast ohne Kastrieren schätzen viele Bau-ern als unrealistisch ein und verweisen auf das aggressive Verhalten junger Eber. Es gibt Kämpfe um die Rangordnung, Aufreiten, Pe-nisbeißen – die Zahl der Todesfälle steigt. In Gehalt von Androstenon, Indol und Skatol in verschiedenen Ebern: Eigene Messungen an der Universität Praha (bei einigen Ebern lag der Gehalt unter der Messgrenze): Kotelett Speck Androstenon μg.kg-1 181,44 – 5.871,79 819,58 – 37.475 Indol μg.kg-1 104,05 – 612,76 52,4 – 2.391 Skatol μg.kg-1 73,65 – 3.888,35 94,23 – 17.771 Großbritannien, Irland, Portugal und Spanien überwiegt die Eberaufzucht. Die Tiere werden dort aber vor der Geschlechtsreife mit bis zu 80 kg geschlachtet. Für Rohschinken (Serrano, Iberico und Parma), die vom Schwein mit Schlachtgewichten von deutlich über 100 kg hergestellt werden, ist das Eberfleisch unge-eignet. Deutsche Wirtschaftsverbände formu-lierten schon 2008 den Verzicht auf die Ferkel-kastration „unter Ausschluss jeglicher Risiken für die Verbraucher und Tiere“. Einige Handels-ketten wie Aldi, verkaufen seit 1. Januar 2017 kein Schweinefleisch von kastrierten Tieren, Penny und Rewe gestatten bei ihren Eigen-marken die Kastration unter Anästhesie. DIE ALTERNATIVEN Welche Möglichkeiten bestehen außerhalb der betäubungslosen Kastration, um den Eber-geruch zu vermeiden? Es gibt einige, sie unter-scheiden sich in Aufwand und Ergebnis.  SPERMASEXING Hier erfolgt ein Selektieren der weiblichen und männlichen Chromosomen. Kommerziell hat sich diese Methode nur bei Milchrindern durchgesetzt. Bei Schweinen ist für das Be-fruchten eine sehr hohe Zahl von Spermien (bis etwa 2 Mrd. in einer Inseminationdosis) nötig und daher für diese Tiere derzeit nicht anwendbar.  VEREDELUNG Ebergeruch ist genetisch beeinflussbar. Durch gezielte Züchtung lässt er sich deutlich sen-ken.  INJEKTIONSANÄSTHESIE Dabei erhält das Tier eine Vollnarkose durch die in der tierärztlichen Praxis bewährten Wirk-stoffe Azaperon und Ketamin. Nach dem chi-rurgischen Eingriff sorgen schmerzlindernde und entzündungshemmende Mittel für eine schnelle Heilung. Diese Phase erfordert wei-teren Aufwand. Die Ferkel sind in einem be-heizten Bereich unterzubringen und in der bis zu vier Stunden dauernden Nachschlafphase von der Muttersau zu trennen (Gefahr des Erdrückens). In dieser Zeit können sie keine Milch aufnehmen. Außerhalb der ökologi-schen Schweinehaltung hat die Injektionsnar-kose gegenwärtig kaum Bedeutung. Lokale Betäubungen, auch durch einen qualifizierten Tierarzt, lindern den Kastrationsschmerz kaum.  INHALATIONSANÄSTHESIE Hier atmet das fixierte Tier das Narkosegas über eine Atemmaske ein. In Deutschland ist diese Narkoseart nicht zugelassen, es finden aber Versuche mit CO2 und Isofluran statt. CO2 reizt die Atemwege, führt zu Stressbelastung und zum Herzstillstand. Tierschützer empfeh-len die Isofluran-Narkose. Hier zeigten sich aber Schwächen im Betäubungseffekt, nicht nur wegen der Passgenauigkeit der Masken bei den unterschiedlichen Ferkelgrößen. Un-zureichend betäubt wurden schwere und alte Tiere. Über die Masken können Krankheitskeime übertragen werden. Auch für den Ope- SCHLACHTEN 36 3/2017 


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