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Fleisch-Marketing_04_2017

Supermarkt der Zukunft • Schwerpunkt Veränderungen & Visionen Wettbewerb Der Wettbewerb unter den Discountern und den Supermärkten ist in Deutschland besonders ausgeprägt. Dabei verwischen die Grenzen zwischen Discounter und Supermärkten zusehends. Ein hervorragendes Beispiel ist Netto Marken-Discount, eine Vertriebslinie der Edeka-Gruppe. Vor allem vielen selbständigen Edeka-Kaufleuten ist der Wettbewerb aus dem eigenen Haus ein Dorn im Auge. Und Netto macht es clever: Mit wohnortnaher und qualifizierter Nahversorgung bietet der Discounter nach eigenen Angaben Lösungen für die wandelnde Gesellschaft und die sich verändernden Bedürfnisse der Menschen. Dabei greift der Discounter gesellschaftspolitisch relevante Themen auf, um seine Expansion von derzeit 4180 Standorten voranzutreiben. So haben Klimaschutz und Nachhaltigkeit eine hohe Priorität und finden bei der Sortimentsausrichtung und Logistikprozessen starke Berücksichtigung. Auch beim Tierschutz fordert Netto mehr Engagement. Seit Herbst 2014 setzt das Unternehmen bei Schweinefleisch auf das Tierschutz-Label des Deutschen Tierschutzbundes, ist aber mit der Durchsetzung keineswegs zufrieden. Daher fordert der Discounter, dass das Thema Tierwohl in der gesamten Prozesskette nachhaltig verankert wird. Stor yteling Die große Frage für alle Supermärkte ist, wie man sich gezielt gegenüber dem starken Discount nicht nur wehren, sondern auch durch Eigeninitiative punkten kann. Der Schlüssel liegt in dem Unterschied zwischen Individualität und Standardisierung. Supermärkte, und besonders inhabergeführte Märkte, haben ihr eigenes Profil. Damit können sie eine Geschichte schreiben und Profile anbieten, die man wunderbar thematisieren kann. Dieser Begriff wird mit „Storytelling“ umschrieben. Ein Thema zur Geschichte machen – zum Beispiel das Produkt oder die Marke mit Fokus auf die Historie und lokale Bezüge – suggeriert Emotionen und regt die Phantasie der Kunden an. Im Lebensmittelhandel werden Themen wie Ursprünglichkeit, Natürlichkeit, Tradition, Regionalität oder Authentizität imagebildend in Szene gesetzt – beispielsweise mit alten Herstellungsmaschinen aus landwirtschaftlichen Produktionsbetrieben, der Eier-Präsentation vor der Kulisse eines Hühnerhofes oder der Ausstattung von Bäckereien mit stimmungsvollen Leuchten im Factory-Look. Besonders stark wird das Thema Regionalität mit Bühnenbildern inszeniert. Die Tradition der Kaufmannsfamilie sind Geschichten, die den Verbraucher emotionalisieren. Internet Während Modehandel und Elektronikanbieter den Siegeszug des Online-Handels deutlich spüren, registrieren die stationären Supermärkte die Sogwirkung des Internets eher weniger. Etwa ein Prozent des gesamten Food-Umsatzes werden bislang online erwirtschaftet. Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass die Schonzeit für den Lebensmittelhandel sehr bald zu Ende geht. 2016 steigerte der Online-Handel seine Umsätze mit Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs um knapp 27 Prozent auf gut 972 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der allgemeine Internethandel legte lediglich um 12,5 Prozent zu. Das liegt selbstverständlich auch daran, dass die Supermärkte selbst ihre Online Aktivitäten deutlich stärken. Der Online-Vorreiter unter deutschen Handelsketten ist die Rewe-Gruppe. Die Kölner bieten bereits in 75 Städten die Möglichkeit, Lebensmittel – insbesondere Frischwaren – im Internet zu ordern. Aktuell weitet das Unternehmen seinen Abholservice aus, bei dem Waren online bestellt und anschließend fertig verpackt im Laden abgeholt werden können. Auch Edeka schläft nicht und will in Zusammenarbeit mit der Bahn schon bald Abholstationen für per Internet bestellte Produkte an Bahnhöfen testen. 4/2017 Fleisch-Marketing 19


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