„I(s)st die Zukunft pflanzlich?“

Fleisch-Marketing_08_2016

„I(s)st die Zukunft pflanzlich?“ Wie aktuell das „veggie-fieber“ ist, zeigte sich auch beim 26. symposium feines essen + trinken in München. Die veranstaltung, die mehr als 1000 teilnehmer zum hoch frequentierten Drehkreuz der lebensmittelwirtschaft machten, stand in diesem Jahr unter dem Motto „i(s)st die Zukunft pflanzlich?“. Die Fachtagung – die wieder von einem Marktplatz, auf dem diesmal das Gastland Frankreich kulinarische Akzente setzte, begleitet wurde – verband Handelserfahrung und Unternehmeraspekte mit umfassenden theoretischen Überlegungen. So ließ Dr. Robert Kecskes (GfK) auf die ethischen Ausführungen von Keynote Speaker Richard David Precht, der sich unter dem Titel „Glaubensfrage Essen – Wie elastisch ist Ethik?“ mit der Frage beschäftigte, ob Veganismus die bessere Lebensform ist, präzise Analysen aus Konsumentensicht folgen. Michael Schellenberger (MS Communications) beleuchtete die Dynamik von Vegetarismus und Veganismus, nun auch die Europäische Kommission beschäftigen. Die Europaabgeordnete Dr. Renate Sommer hat sich mit einer parlamentarischen Anfrage an die EU-Kommission gewandt. Die Kommission soll dazu Stellung nehmen, ob die Verwendung der traditionellen Bezeichnungen bei Lebensmittelimitaten möglich ist und ob Zusätze wie „vegetarisch“ oder „vegan“ zur Vermeidung von Irreführungen ausreichen. In Deutschland sind vegane Produkte besonders populär: 2015 wurden mehr von ihnen als in jedem anderen europäischen Land auf den Markt gebracht. „Vegane Produkte entwickeln sich als eines der am schnellsten wachsenden Segmente in der deutschen Lebensmittel und Getränkebranche vom Außenseiter zum Mainstream“, erklärt Katya Witham. Sie zögen die Aufmerksamkeit einer gesunden und ethisch motivierten, flexi-veganen Verbraucherbasis auf sich, erläutert die Analystin bei Mintel, einer weltweit agierenden Agentur für Market Intelligence.“ Wachsende skepsis In Deutschland zeigte vor allem die Fleischersatzkategorie ein besonders hohes veganes Innovationsniveau. Produkte, die als „vegan“ vermarktet werden, machten 2015 mehr als die Hälfte (52 Prozent) der gesamten Einführungen von Fleischersatzprodukten aus, was im Vergleich zum Jahr 2011, als es acht Prozent waren, einen erheblichen Anstieg darstellt. Zudem erscheinen auf immer mehr veganen Fleischersatzprodukten Clean-Label- Botschaften wie „ohne Zusatzstoffe“. Der Grund: Deutsche Verbraucher werden gegenüber Inhaltsstoffen von Lebensmitteln immer skeptischer. Eine Mintel-Umfrage aus diesem Jahr offenbart, dass 35 Prozent der deutschen Konsumenten Lebensmittel vermeiden, die künstliche Zusatz- oder Konservierungsstoffe enthalten. „Das Sortiment an veganen Fleischalternativen verzeichnet ein enormes Wachstum mit Fleischersatz in allen Formen und Geschmacksrichtungen – von Aufschnitt, Fleischbällchen und Hackfleisch bis hin zu Wild-, Geflügel-, Schinken- und Wurst-Imitaten. Fleischersatzprodukte enthalten jedoch häufig Zusatzstoffe und Konservierungsstoffe zur Stabilisierung und für den besseren Geschmack. Deshalb sind die Produzenten zunehmend gezwungen, ihre Rezepte zu ändern, um ihre Produkte natürlicher zu machen, da die Verbraucher bezüglich der Inhaltsstoffe von Lebensmitteln immer unsicherer werden“, betont Katya Witham. Mehr als 1000 teilnehmer verfolgten die vorträge des Philosophen richard David Precht und der anderen experten, die das thema „veggie“ von allen seiten beleuchteten. und Dirk Heim (Rewe), Dr. Dirk- Uwe Clausen, Jürgen Mäder (beide Edeka) sowie Lothar Bentlage (Rügenwalder Mühle) zeigten aus ihrer Perspektive, wie sich das Bewusstsein der Kunden verändert hat und wie sich der neue Trend im Sortiment und letztlich in der Kasse widerspiegelt. in das Thema ein. Für einen lebhaften Diskussion im voll besetzten Kesselhaus sorgten auch die Vorträge von Christian Vagedes (Vegane Gesellschaft Deutschland) und Jan Bredack (Veganz) sowie der provokant betitelte Beitrag „Don’t Go Veggie!“ von Autor Udo Pollmer. 8/2016 Fleisch-Marketing 17


Fleisch-Marketing_08_2016
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