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82 2/2016 Fotos: Bizerba, Deutscher Fleischer-Verband, Archiv Schlachten & Tierschutz gel das Betäuben durch elektrischen Strom im Wasserbad oder durch ein Gasgemisch. Umgang mit den Schlachttieren Die Abläufe beim Transport von Tie-ren und insbesondere beim Zufüh-ren des Tieres zum Schlachten sind nicht nur unter dem Aspekt des Tier-schutzes von Bedeutung. Sie haben auch großen Einfluss auf die Qua-lität des Fleisches – weit mehr als die Betäubungsmethode. Schwie-rig, aber durchaus möglich ist das Ruhigstellen der Tiere bereits auf dem Weg zum Schlachten. Da-zu gibt es gute Erfahrungen, auch in Schlachtbetrieben mit großem Durchsatz. So bringen z. B. das Einhalten von festgelegten Aus-ruhzeiten sowie das Anliefern der Tiere in Gruppen, die sich aus dem heimatlichen Stall kennen, deutlich mehr Ruhe. Gleiches gilt für das Führen der Tiere in die Betäubungs-box. Dies muss ohne Blick auf den Sekundenzeiger geschehen. Auf Stöcke und Elektrotreiber sollte un-bedingt verzichtet werden. Für ein tierschutzgerechtes Betäu-ben muss sich das Tier in der Be-täubungsbox in einer Stellung be-finden, in der Bewegungen einge-schränkt sind. Kommt das Tier ruhig in die Betäubungsbox und lässt es sich in eine solche Position bringen, ist richtiges Betäuben kein Problem und das Tier wird schmerzfrei vom Leben in den Tod gebracht. Bolzenschussbetäubung Die Betäubungsbox mit einem Bol-zenschussgerät ist so gestaltet, dass der Bolzen bei richtiger Handhabung in den Kopf des Tieres eindringt und das Gehirn beschädigt. Die einset-zende Betäubung kann in den Tod übergehen, dies ist aber nicht sicher. Deshalb sind die so betäubten Tiere innerhalb einer Minute zu entbluten. Kritiker bemängeln mögliche falsche Ansatzstellen, verschmutzte Bolzen-schussapparate, ungeeignete Ladun-gen und das mögliche Eintreten von Hirngewebspartikeln in den kleinen Blutkreislauf. Elektrobetäubung Wir finden die Elektrobetäubung in Deutschland vor allem bei Schweinen und Hühnern, aber auch bei Rindern, Schafen sowie bei Fischen. Bei korrekter Anwen-dung ist die Elektrobetäubung ein sicheres Betäubungsverfahren. In Neuseeland wird es bereits lange bei allen Schlachttieren genutzt. Seit der BSE-Problematik ersetzt in Europa bei der Rinderschlachtung die Elektrobetäubung zunehmend die Bolzenschussmethode. Kohlendioxidbetäubung Die betäubende Wirkung von Koh-lendioxid (CO2) wird seit etwa 60 Jahren bei Schlachttieren ein-gesetzt. Das Gas ist schwerer als Luft und kann daher gefahrlos in eine Grube eingebracht werden. Die Tiere werden mit einer Liftan-lage hinabgelassen und sollten dort mindestens 90 Sekunden verbleiben. Befürworter der Methode erklären die bis zum Bewusstseinsverlust festzustellenden unkoordinierten Strampelbewegungen mit dem Ex-zitationsstadium. Für deren Gegner sind es aber Angst und Stress der Tiere, hervorgerufen durch Reizung der Atemwege. Neu-ere Forschungen belegen, dass die-se Bewegungen bei Verwenden von Helium anstelle von CO2 nicht auf-treten. Um Helium einzusetzen, das siebenmal leichter ist als Luft, wä-ren neue technologische Lösungen zu entwickeln. Den erhöhten Kosten für derartige Anlagen stünde eine deutlich bessere Fleischqualität ge-genüber. Möglichkeiten der Umsetzung Die gesetzlichen, tierschutzrecht-lichen Vorschriften zum Schlachten sind sehr umfassend. Nicht nur die technischen Einrichtungen müssen den Anforderungen entsprechen, auch die Mitarbeiter müssen die Vor-schriften jederzeit vollständig und korrekt umsetzen. Die Praxis zeigt, dass dies durch eine gute Schulung sowie Einweisung der Arbeitskräfte erreichbar ist. Die Kritik an der CO2- Betäubung kann durch das Verwen-den von Helium entkräftet werden. Mit einer solchen Maßnahme ginge man sogar über das hinaus, was der gesetzliche Tierschutz vorschreibt und könnte auch bisherige Gegner des Schlachtens überzeugen. Dr. Heinz Schleusener Der richtige Umgang mit den Schlachttieren ist ein wesentliches Kriterium für die spätere Fleischqualität auf dem Teller.


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