TOP-THEMA - Ein gutes Gefühl - Streit um Nitrat

Fleisch-Marketing_01_02_2016

toP-tHeMa • BIO-PRODUKTE & NACHHALTIGKEIT „ein gutes Gefühl“ Der Markt für ökologische Erzeugnisse entwickelt sich – je nach Produktgruppe – unterschiedlich. Einen Blick auf die globale Bio-Vielfalt bieten die mehr als 2400 Aussteller der Biofach vom 10. bis 13. Februar in Nürnberg. Im Bio-Markt werden die Weichen für die Zukunft neu gestellt. Die steigende Kundennachfrage kann in immer mehr Einkaufsstätten gedeckt werden – beispielsweise durch die Listung von Alnatura bei Edeka. Der Weg von Bio in den Mainstream stellt den Fachhandel vor neue Herausforderungen. Im ersten Halbjahr 2015 gaben die privaten Haushalte für Bio 8,4 Prozent mehr aus als im Vorjahreszeitraum. Der Fachhandel konnte im gleichen Zeitraum sogar um 10,5 Prozent zulegen, so die Erhebungen der Kommunikationsberatung Klaus Braun. Zum Jahresende 2015 hatte der Gesamtumsatz mit Bio die Acht-Milliarden- Schwelle überschritten. Bei einem Marktgespräch für die Naturkostbranche in Fulda erläuterte Heinz Grüne vom Kölner Marktforschungsinstitut Rheingold, was Menschen bei Bio suchen. Der Verbraucher sei auf der Jagd nach individuellen Handlungsmöglichkeiten für seinen Abwehrschirm gegen schlechte Gefühle. „Bio ist eine Option, um sich etwas Gutes zu tun“, erklärte Grüne. „Die Menschen leiden an der Komplexität der Welt und verlieren zunehmend den Glauben an Instanzen“, führte der Kölner aus. Der Kunde kompensiere diese negativen Gefühle auch über den Konsum. Hierbei komme Bio ins Spiel: Neben Nachhaltigkeit, Tierwohl und Verantwortung für die Umwelt suchten die Konsumenten laut Grüne beim Griff nach Bio auch „ein gutes Gefühl“. Bettina Höchli vom Züricher Gottlieb Duttweiler Institut verortet neue Zukunftsstrategien Foto: nürnberg-Messe Bio-Fleischwaren sind ein Nischenprodukt, dem allerdings Wachstumspotential bescheinigt wird. Was der Markt bietet, ist auf der Biofach in Nürnberg zu sehen. für Bio zwischen Romantik und Technik: „Bislang war die Food-Branche auf Science fokussiert, nun erfolgt ein Trend zu Romance“, hat sie festgestellt. Der Verbraucher suche in den Märkten nach Inspiration, meint sie. Beim physischen Einkauf vor Ort erwarte der Kunde eine „seelische und körperliche Regeneration“. Neue Verkaufskonzepte für Lebensmittel würden dieser Sehnsucht der Verbraucher gerecht, so Höchli. Die Markhalle Neun in Berlin-Kreuzberg entwickelt sich beispielsweise zu einem Zentrum für Ess- und Trinkkultur. Den Initiatoren geht es um die Zukunft von Lebensstil und Essen mit einer Rückbesinnung auf bäuerliche Landwirtschaft und handwerkliche Lebensmittelproduktion, die auf regionale und ökologische Produzenten setzt. Fleisch in Bio-Qualität ist weiterhin ein Nischenprodukt, das aber nach Ansicht der Marktteilnehmer Wachstumspotential hat. Interessant dürfte sein, ob die „Veggie-Welle“ langfristig Auswirkungen auf das Angebot von Bio-Wurst und -Fleisch haben wird. So waren auf der Anuga Meat im vergangenen Herbst vegetarische Erzeugnisse ein beherrschendes Thema, Bio-Produkte spielten dagegenallenfallseinekleineRolle.Während manche Experten darin eine „Momentaufnahme“ sahen, gingen andere davon aus, dass es sich um eine Entwicklung handelt. Trendthemen des Lebensmittelhandels sind – neben dem eingeschränkten Angebot und dem schwankenden Preisabstand zu konventioneller Ware – für die Marktentwicklung von Bio-Fleisch grundsätzlich bedeutsam. Ob sich das wachsende Interesse an artgerechter Tierhaltung und an regionalen Erzeugnissen aber positiv oder negativ bemerkbar macht, ist umstritten. ■ Streit um Nitrat Nitrathaltige Gemüseextrakte sind nach einem Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichtes in einer Bio- Wurst unzulässig. In dem Fall wollte ein Metzger aus dem Kreis Hildesheim gemäß den Vorgaben des Ökoverbandes Bioland auf Nitritpökelsalz verzichten. Er setzte bei der Herstellung von Fleischwurst und Kochschinken stattdessen Rote-Bete-Dicksaft und Bakterien zu. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entschied jetzt, bei den nitrathaltigen Gemüseextrakten handele es sich um Lebensmittelzusatzstoffe, die nach europäischem Recht zulassungspflichtig sind (Aktenzeichen: BVerwG 3 C 7.14). 14 1-2/2016 · Fleisch-Marketing


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