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Fotos: Biohof Bakenhus, Metzgerei Moser RAINER BREUER: BIOHOF BAKENHUS, GROSSENKNETEN Wie lange haben Sie vegetarische bzw. vegane Produkte im Sortiment? Wie kamen Sie auf die Idee? Wir führen seit rund drei Jahren vegane Produkte, die Idee kam während des Projektes „Nordwest 2050“ (Praxis-Partner der Uni Oldenburg), bei dem es u.a. um die Chancen und Risiken des Klimawan-dels für die in der Region ansässigen Betriebe ging. Wir wollten mit der Einführung von veganen Produk-ten zum einen unseren Betrieb widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels aufstellen und VEGGIE-TREND gleichzeitig unsere Kunden dazu bewegen, weniger Fleisch zu verzehren und damit etwas gegen den Klimawandel zu tun. Mittlerweile kaufen nicht nur unsere Stammkunden diese Produkte, sondern wir konnten viele Neukunden dazugewinnen. Wie nehmen die Kunden diese Produkte an? Gibt es einen „Renner“ und haben Sie persönlich einen Favoriten? Die veganen Produkte verkaufen sich sehr gut, zurzeit haben wir in der Woche zwei Tage, an denen wir vegane Produkte herstellen. Die Renner sind Vegane Pinkel und der Vegane Pfannenschmaus, beide inzwischen auch DLG-prämiert. Mein persönlicher Favorit ist das Vegane Chili. Denken Sie, die Metzgerei der Zukunft sieht so aus: eine Kombination aus vegetarisch/vegan/Fleisch, und nicht nur klassischem Fleischverkauf? Das wird sicher so sein, auch wenn der Weg dahin nicht leicht ist. Die Motivation, weniger oder gar kein Fleisch mehr zu essen, ist gerade bei der jungen Bevölkerung Mainstream und wird durch die Berichterstattung in den Medien und sozialen Netzwerken noch forciert. Die Wurstindustrie hat das klar erkannt und viele namhafte Hersteller sind bereits auf den Zug aufgesprungen. MICHAEL MOSER, METZGERMEISTER: METZGEREI MOSER, LANDSBERG AM LECH Wie lange führen Sie vegetarische Produkte im Sortiment? Wie entstand die Idee? Wir haben die Veggie-Produkte seit vier Monaten im Sortiment. Ich persönlich hatte mich vorher schon mit dem Thema beschäftigt, Entwicklungen wie den Flexitarismus beobachtet und auch Studien gelesen. An-fang des Jahres, als es darum ging, die Weichen für das Jahr zu stellen, kam die Idee noch mal auf. Passend zur Grillsaison woll-ten wir vegetarische Würste anbieten. Ich habe durch meinen Freundeskreis auch sehr persönliche Erfahrungen gemacht. Es wird gerne ge-grillt im Sommer und in „gemischten“ Familien ist mindestens eine Person dabei, die sich vegetarisch ernährt. Ich habe die bereits erhältlichen vegetarischen Würstchen probiert und dachte: „Das kann ich besser!“ – mit mehr Geschmack, Qualität und regionalem Bezug. Das Schöne ist, für vegetarische Produkte kann man die gleichen Maschinen nutzen, wie für die Fleischvarianten. Dann ging es los, mit Aromen zu experimentieren. Warum führen Sie vegetarische Produkte im Angebot? Ist dies kein Widerspruch? Ich halte es da gerne mit der „Liberalitas Bavariae“: Diese steht für Weltoffenheit, Toleranz und Großherzigkeit, für das „Leben und leben lassen“. Für mich steht es keineswegs im Widerspruch, sondern ist eine Reaktion auf veränderte Familiengewohnheiten. Es darf jeder tun, machen und essen, was er mag. Das Entscheidende ist, dass man sich überhaupt bewusster und nachhaltiger ernährt. Wir haben die Produkte dazu. Sieht eine Metzgerei der Zukunft so aus? Eine Kombination aus vegetarisch/vegan/Fleisch, und nicht nur dem klassischen Fleischverkauf? Für mich kommt vegan bei verarbeiteten Produkten auch künftig nicht in Frage. Ein gewis-ses Angebot an vegetarischen Produkten im Imbiss-, Feinkost- und Snackbereich ist für mich in einer guten Metzgerei unverzichtbar. Ob die Metzgerei der Zukunft so aussieht, dass sie dauerhaft klassische Wurst und vegetarische Wurstprodukte anbietet, kann ich nicht sagen. Ich bin vorsichtig, was solche Prognosen angeht. Lassen wir uns überraschen, was kommt. Es kann ja auch sein, dass sich der momentane Trend zu vegetarischen Wurst- und Fleischersatzprodukten wieder ändert. Dafür ist schließlich Eiweiß nötig. Der massive Einsatz von Soja als pflanzliche Ei-weißkomponente ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Ich denke hier an Themen wie Gen-manipulation bei Soja oder Rodung von Waldflächen für Ausweitung der Anbaugebiete. nad  1/2016 35


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