Made ohne Speck

FT_04_2015

food_trend Made Das „Fleisch“ der Zukunft könnte im Reagenzglas oder im Drucker entstehen, auf der Fensterbank oder der Frontcookingtheke oder – ganz konventionell – auf dem Acker wachsen. Stellen Sie sich folgende Szene vor: Ein nachhaltig orientier-tes Restaurant mit Frontcoo-kingtheke als Eyecatcher. Hier sind die frischen Zutaten, die möglichst aus der Region stammen, gut für den Gast sichtbar und schick insze-niert aufgetürmt: biologische Saison-kräuter nebst Nudelmaschine sowie Urban Gardening-Tomaten nebst Insek-tenbrutkasten. Darin finden sich Larven in verschiedenen Entwicklungsstadien, die „fangfrisch“ aus einer Ernteschublade entnommen und als Risottoeinlage à la minute zugegeben werden. Möglich ist das bereits jetzt: mit dem Prototypen Farm 432, den Katharina Unger an der Universität für an-gewandte Kunst Wien zur Aufzucht von schwar-zen Soldatenlarven entwickelt hat. Damit woll-te sie ein Zeichen gegen die Massenproduktion von Fleisch setzen – und im weiteren Sinne auch gegen die noch nicht groß praktizierte, aber unausweichliche Massenproduktion des Proteinersatzes Insekten. Die Nachfrage ist bereits jetzt riesig, vor allem aus den USA, Afrika und Asien. Keine Überraschung, schließlich essen weltweit laut FAO rund 2 Mrd. Menschen traditionellerweise Insekten. Auch die FAO versucht, Insekten weltweit als Nahrungsquelle und Alternative schmackhaf-ter machen. Schließlich haben Insekten ge-ohne Speck? genüber tierischem Fleisch zahlreiche Vorteile (s. Chancen), sei es ernährungs-physiologisch oder ökologisch. Europäer reagieren zwar noch sehr reser-viert, laut der Nestlé-Zukunftsstudie „Was is(s)t Deutschland 2030“ können sich aber 52 % der 1.000 Befragten damit anfreunden, durch den Ver-zehr von Insekten zur Ressourcenscho-nung beizutragen. Eine der größten Hür-den ist bisher vor allem in Europa noch die rechtliche Grauzone, die das Servie- 40 Kompendium 2015 Foto: © phodo1 – Fotolia.com


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