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FT_04_2015

Smartphone, Tablet oder seit Neuestem auch die Smart-watch – mobile Endgeräte helfen nicht nur, im Arbeitsalltag Abläufe zu verbessern, sie eröffnen auch völlig neue Wege für Mar-keting und Vertrieb. Das Thema Mobile wird laut Experten im Ver-triebsbereich dabei signifikant an Bedeutung zunehmen. Das zeigt z. B. der Seitenblick auf den Einzel-handel, wo besonders im Vertrieb viele neue Technologien und Lö-sungen ihre Premiere feiern. Multichannel lautet zudem das Zauberwort, also der Vertrieb über mehrere Kanäle. Wer in der Zukunft wirklich gut aufgestellt sein will, muss seine Produkte und Dienstleistungen nicht mehr nur stationär verfügbar machen, sondern auch die verschiedenen Möglichkeiten des Online-Vertriebs möglichst gut und effizient nutzen. Experten sprechen in diesem Zu-sammenhang vom „Krieg der Ka-näle“. Denn der Käufer, Gast oder Kunde wechselt heute besonders dank der fortschreitenden Digita-lisierung in Windeseile von einem Marktplatz zum anderen. Es gilt also für wohl alle Branchen, dass man das Geschäft sowohl im Sta-tionär- als auch im Online-Kanal beherrschen muss, um den Kun-den ein sogenanntes integriertes Einkaufs- bzw. Buchungserlebnis mit den jeweiligen Vorteilen zu bieten. In der Hotellerie erlebt z. B. der Self Check-in dank neuer mobiler Technologien und der Digitalisie-rung eine Renaissance und verlässt die Budget-Hotelnische. Via Smart-phone und Apps können Gäste bereits heute ihre komplette Reise buchen, inklusive gewünschtem Zimmer, einchecken und sich Zu-tritt zu ihrem Zimmer verschaffen, ohne dass sie auch nur einmal mit einem Hotelmitarbeiter ein Wort gewechselt haben. Letztlich geht es bei solchen Mo-dellen auch darum, den Verkauf über die klassischen Öffnungszeiten hinaus auszudehnen – als Serviceplus, bei gleichzeitiger Personalersparnis. Die Buchungs-portale sind z. B. mit diversen Last-Minute-Buchungs-Apps ge- Foto: © yuryimaging – Fotolia.com nau dort zur Stelle, wo sich der Gast gerade befindet. Auch das Vending-Thema überschreitet die Branchengrenzen. Warum nicht einen Verkaufsautomaten vor die Metzgerei stellen und die hausge-machten Würste, Grillfleisch und sogar das Bier dazu nach Feier-abend zum Abverkauf bereitstel-len? Das Einkaufsverhalten wird schließlich immer kurzfristiger und immer spontaner. Online im Lokalen Dank Big Data & Co. eröffnen sich interessante Szenarien, auf die es sich einzustellen lohnt. Große Einzelhandelsunternehmen etwa sehen in Big Data-Analysen eine Möglichkeit, präzise, individuelle Konsumentenbedürfnisse zu prog-nostizieren und besser bedienen zu können. Das geht sogar so weit, dass ein Unternehmen wie Amazon versucht, das Shopping-verhalten mit Hilfe von Algorith-men vorherzusagen und Waren an Lager zu versenden, bevor der Kunde überhaupt bestellt hat. Eine spezielle, für den Online-Handel entwickelte Prognose-Software, versetzt das Portal zugleich in die Lage, die Preise für bestimmte Pro-dukte immer wieder anzupassen. Das dynamische Preismanage-ment wird wegen der Preistranspa-renz im Internet an Bedeutung zu-nehmen. „Zukunftsforscher gehen von einer Renaissance des Lokalen aus.“ Potenzial wird im Zusammenhang mit Big Data auch dem Thema Location-Aware-Advertising zu-gesprochen, womit die ortsspe-zifische und kontextbezogene Werbung auf dem Smartphone gemeint ist. Denn durch Big Data kann die Passgenauigkeit und damit auch die Relevanz der Werbung für den Konsumenten deutlich verbessert werden. Das soziale Netzwerk Facebook nutzt diese Möglichkeit bereits mit sei-nen Facebook-Ads. iBeacons beflügeln wiederum das Feld des mobilen Marketings. Man vergleicht sie gerne mit Leuchtfeu-ern, die, sobald man sich in ihrer Nähe befindet, kleine Datenpakete an das Smartphone senden. Bei passender Applikation erhalten die Smartphone-Nutzer eine Be-nachrichtigung auf ihrem Bild-schirm – das kann ein Rabatt sein oder Produktvorschläge, um sie ins Ladengeschäft, Restaurant oder Hotel zu locken. In Supermärkten lotsen iBeacons die Kunden bereits von Produkt zu Produkt. Doch auch abseits des ortsbezo-genen mobilen Marketings gehen Zukunftsforscher von einer Renais-sance des Lokalen aus. So raten sie Gewerbetreibenden, ihre Präsenz in lokalen Suchmaschinen für Pro-dukte und Dienstleistungen oder auf Local-Shopping-Plattformen zu verstärken. Auch die Meta- suche eröffnet hier neue Chancen für die Vermarktung und den Vertrieb auf lokalen Verzeichnis- und Suchdiensten sowie auf re-gionalen Plattformen für den Di-rektvertrieb von Erzeugern und Gastronomen wie Regiomino.de oder die Portale bauer-sucht-koch. de oder Schmeck-den- Süden.de. Doch bei allen Online-Vertriebs-strategien – letztlich muss es nach wie vor gelingen, das eigene Res-taurant, Hotel oder die Metzgerei parallel in der Offline-Welt zu ver-ankern. Vor diesem Hintergrund lohnt gerade auch die Öffnung für neue Konzep-te und die Suche nach fruchtbaren Partnerschaften, z. B. die Präsen-tation mit einem Foodtruck auf einem Streetfood-Markt oder kon-kret der Burger de Ville-Foodtruck- Betreiber, der in Hamburg vor dem 25 Hours Hotel Number One seine Burger und selbst gemach-te Fritten verkauft. Seit diesem Sommer bietet Accor Hotels z. B. seine eigene Buchungsplattform als offenen Marktplatz ebenso für unabhängige Hotels außerhalb des Konzerns an. Diesen Hotels verspricht der Konzern damit eine neue, alternative Distributions-möglichkeit. Und das Trendwort „teilen“ erhält damit eine ganz neue Dimension. Nathalie Kopsa Alle zu Tisch! Einrichtung für die gemütliche, funktionale Schulkantine! Büromöbelbroschüre erhältlich. Direkt online bestellen: www.m24.de/katalog www.m24.de


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