sales_nachgefragt: - Metzgermeister Claus Böbel: Fleischermeister 4.0

FT_04_2015

Fotos: Metzgerei Böbel sales_nachgefragt Fleischermeister 4.0 C laus Böbel nutzt im Georgensgmün-der Ortsteil Rittersbach im Landkreis Roth in Mittelfranken die Digitalisie-rung als Chance und generiert zwischen zwei Drittel und drei Viertel seines Umsatzes mit dem Online-Handel von Fleisch, Wurstwaren, Präsenten, Wurstkursen, Events, etc. Gestar-tet mit 15 Artikeln, sind es heute etwa 700 – mehr als durchschnittlich in der Theke seines Ladens. „Die Leute googeln nach etwas – und da ich einer der wenigen bin, der so etwas macht, bleiben sie bei mir hängen. Wir sind ein Fleischerfachgeschäft, nur online, d. h. wir müssen in der Lage sein, alle Kundenwünsche zu erfüllen. Wir bieten daher ein Vollsortiment an. Der Umsatz resultiert nicht aus dem Shop allein, sondern inklusive aller Nebeneffekte wie www.wursterlebnis.de oder www. wurstbrief.de“, betont Claus Böbel. Und so machen sich viele Pakete auf den Weg in die ganze Welt. Nach-folgend erklärt er, warum das digitale Zeitalter auch für das Fleischereien Chancen bereithält: Was waren die exotischsten Wünsche? Was heißt exotisch? Je exotischer und exklusi-ver, desto besser kann man es online verkau-fen. Wir haben Bullenhoden, Kuheuterschnitzel oder Ochsenfiesel verkauft, aber auch Lamm-bäckchen oder Innereien. Verkaufsrenner inte-ressieren mich nicht. Ich analysiere, wer etwas sucht, vor allem das, was ich noch nicht im An-gebot habe. Mit dem Online-Handel habe ich meinen Betrieb zukunftsfähig gemacht. Ein Online-Handel erfordert eine andere Logistik als ein Laden. Was ist dabei wichtig? Man muss immer wieder nachjustieren, z. B. ein Verpackungssystem umstellen oder Express-dienstleistungen anbieten. Die größten Heraus-forderungen sind die Backgroundprozesse, die komplett anders sind als beim Thekenverkauf: Produktionsplanung, Materialbeschaffung, Ver-packungsmaterialien, Versand und Rechnungs-stellung. Das „Geschäft hinter dem Geschäft“ ist diffiziler als man denkt, und man lernt immer etwas dazu. Online gibt es keine Verkaufsal-ternative wie im Laden, d. h. man muss auch mal eine Nachfassmail senden. Das Internet ermöglicht es mir, die Dinge zu verkaufen und das zu tun, was ich möchte. Unter den 80 Mio. Deutschen gibt es viele, die unsere Leistung wertschätzen und das auch bezahlen. Welche Rolle spielt Social Media für Sie? Auf Facebook bin ich seit drei Jahren aktiv. Zudem betreibe ich einen Blog mit dem Ziel, mindestens dreimal pro Woche etwas mitzu-teilen. Am Monatsende schaffe ich meist mehr als zwölf Beiträge. In einem Handwerksbetrieb ereignen sich tausende kleine Storys, die die Leute interessieren, und das muss man digital kommunizieren. Das ist nichts anderes als klas-sischer Smalltalk mit den Kunden – nur online. Dabei gebe ich mich so wie ich bin. Haben Sie ein Erfolgsgeheimnis? Es geht nicht darum, Produkte oder einen Ser-vice zu kreieren, mit dem man mit anderen ver-gleichbar ist, sondern bei dem die Wertschöp-fung höher ist, weil man einzigartig ist. Jeder hat Ideen! Das Entscheidende ist aber, den Mut zu haben, etwas daraus zu machen und Dinge umzusetzen. Wer überall perfekt sein möchte, wird nirgends gut sein, weil ihn immer irgend-etwas behindert. Auch bei mir war nicht alles gleich von Erfolg gekrönt. Aber: Je mehr man versucht und Erfolg hat, desto mehr funktioniert und es macht Spaß weiterzumachen. Unterneh-mer sein heißt, aktiv zu sein und den Betrieb weiterzuentwickeln. Deshalb gebe ich meine Er-fahrungen auch in Seminaren bzw. Schulungen an andere Betriebe aus Handwerk, Handel und Gastronomie weiter. mth Vielen Dank für das Gespräch! Claus Böbel – Metzgermeister, Blogger, Autor, Referent, etc. – gilt als „Daniel Düsentrieb der Fleischbranche“. 2004 startete er den Online- Handel www.umdiewurst.de und ist heute bezüglich der Artikelanzahl der umfangreichste Fleisch- und Wurstanbieter im deutschen Internet. Mehr über „Das Wun-der von Rittersbach“ gibt es in diesem Spot zu sehen sowie unter: www.umdiewurst.de 122 Kompendium 2015


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