Nachhaltigkeit/Sustainability - Interview mit Dr. Hedda Schattke: Gute Vorsätze für Nachhaltigkeit

FT_03_2015

Globalisierung nachhaltig Ideen Transparenz Gute Vorsätze für Nachhaltigkeit Fotos: Doc Rabe Media / Fotolia.com, privat Gibt es aus Ihrer Sicht eine allgemein anerkannte Definition der Nachhaltigkeit? Es gibt viele Ansätze von Nach-haltigkeit, die in der Wissen-schaft diskutiert werden und in der Praxis zum Tragen kommen – nicht immer mit einer rekur-siven Verbindung. Daher wird dieser Begriff so vielfältig ausge-legt, meist inflationär behandelt. Einen ersten definitorischen An-fang bildete der Brundtland-Be-richt mit seinem Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit, den viele Wissenschaft-ler und vor allem auch Praktiker nutzen. Dieser scheint attraktiv, da er sich durch die drei Kategorien ökologisch, ökono-misch, sozial – ich sage mal etwas zynisch – bearbeiten lässt. Durch die Arbeit am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirt-schaftslehre, Unternehmensführung und Betriebliche Umweltpolitik der Universi-tät Oldenburg und meinen Doktorvater Prof. Reinhard Pfriem bin ich eher ge-prägt worden, Nachhaltigkeit als regula-tiven Aushandlungsprozess zu verstehen. Denn Nachhaltigkeit lebt davon, immer wieder neu in Frage gestellt zu werden. Die Komplexität und Schnelllebigkeit der heutigen Zeit macht es zudem schwer, an einem Punkt stehenzublei-ben und zu sagen, wir sind jetzt nachhaltig und bleiben es auch. Letzteres ist aber natürlich meist das, was ich als Unternehmen im Sinne eines Konzeptes gerne hätte. Aber dann würde Nach-haltigkeit zu kurz greifen. Wie gehen Fleischverzehr und Nachhaltig-keit zusammen? Der Fleischverzehr wird etwa in der Ernährungsökologie bewusst ausgeklammert, wenn es um Fragen einer nachhaltigen Ernährung geht. Die Fleischproduktion – gerade die Veredelungswirtschaft – steht vor einer großen Herausforderung im Be-reich Nachhaltigkeit. Die Strukturverän-derungen, globale Wertschöpfungsketten und die gesellschaftlichen Diskussionen haben so viele Parallelschauplätze als Ein-flussfaktoren geöffnet, dass Nachhaltigkeit nur den Anfang eines umfassenden Verän-derungsprozesses darstellt, den es zu be-wältigen gilt. Hintergrund meiner Arbeit war ein größeres Forschungsprojekt, bei dem Nachhaltigkeitsperspektiven für die Fleischbranche erarbeitet werden sollten. Mein Ansatz war die Frage der Nachhal-tigkeitskommunikation. Im ersten Schritt musste es darum gehen, alle für die Fleisch-wirtschaft relevanten Nachhaltigkeitsthe-men herauszuarbeiten. Im zweiten Schritt ging es darum, betriebswirtschaftlich zu analysieren, wie diejenigen, die besondere Qualitäten anbieten und nachhaltiger aus-gerichtet sind, ihre Nachhaltigkeitskom-munikation verbessern können. Das sind z. B. Akteure, die spezielle Haltungsformen oder nachhaltige Fütterungsstrategien so-wie differenzierende Qualitätskriterien in der Produktion und Verarbeitung nutzen. Welche Ansatzpunkte für Nachhaltigkeits-gedanken sehen Sie für Unternehmen in der Fleischbranche? Für die Fleischwirtschaft sehe ich folgen-de Themenfelder als relevant an, in de-nen Nachhaltigkeitsfragen entstehen: • Transparenz: Bedingungen der Her-kunft, Haltung, Schlachtung und Verar-beitung der Tiere Dr. rer. pol. Hedda Schattke ENERGIE EFFIZIENZ Wind Zukunft Gesundheit Mensch- Tier- Verhältnis Förderung Bioenergie Ideen Über Ansätze für Nachhaltigkeit in der Fleischbranche sprachen wir mit Dr. rer. pol. Hedda Schattke, der Autorin des Buches „Nachhaltige Fleischwirtschaft“, die nun als Projektmanagerin im Gesundheitswesen tätig ist. 3/2015 39


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