„Spezialitäten mehr Platz einräumen“

Fleisch-Marketing_04_2015

hen – wissen, was das Besondere ist. Das erfahre ich immer wieder auf den zahlreichen Seminaren und Verbraucherabenden, die ich zu diesem Thema durchführe. Der Kunde lechzt nach Informationen! FLEISCH-MARKETING: Wie sollte die Gewichtung von Geflügel aussehen? KELLER: Natürlich benötigt der LEH den Standard, um den Bedarf zu decken. Ist es aber sinnvoll, bekannte Markenartikel und den Preiseinstieg unter einer anderen Marke mit genau derselben DEProduktionsnummer anzubieten, wenn dann das MarkenHähnchenbrustfilets 9,99 Euro/ Kilogramm und die „Gute Qualitätdiscountbillig“ 5,98 kostet? Wird der Kunde für blöd verkauft, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er das kapiert. Meiner Meinung nach wäre es viel sinnvoller dem Spezialitätenbereich deutlich mehr Platz einzuräumen, um einerseits Geld zu verdienen und andererseits, sich vom Discount abzusetzen. Der eine oder andere clevere Händler räumt den Spezialitäten genau so viel Platz ein wie dem Standard – und fährt sehr gut damit. Denn neben dem Ertrag steigert er seine Sortimentskompetenz. Wichtig ist aber auch hier, wie ich es dem Kunden an der SBTheke sage. Da ist Kreativität gefragt. FLEISCH-MARKETING: Ist es sinnvoll, Dauerpromotions für attraktive Geflügelangebote zu veranstalten? KELLER: Promotions sollten immer nur eine gewisse Zeit für Aufregung und so für Durch die Gastrobereiche im LEH gibt es die Möglichkeit, einen Kundenabend von einer kompetenten Person zu einem speziellen Thema anzubieten. Eine Reise durch beispielsweise die französische Geflügelküche mit Information, Kulinarik und komprimiertem Fachwissen bleibt beim Kunden sicher haften. Ich bin sicher: Wer einmal ein Freilandhähnchen Label Rouge nur mit ein wenig Fleur de Sel probiert hat, der will kein anderes Hähnchen mehr. Dazu sollte man die Saisongelegenheiten ausspielen, denn im Winter wird anders Geflügel verzehrt als im Sommer. Dem muss auch im Sortiment Rechnung getragen werden. Ziel muss es sein die Spezialitäten, dauerhaft ins Sortiment zu integrieren. FLEISCH-MARKETING: Sollte der Handel mehr differenzieren zwischen Standardund beispielsweise Freilandware? KELLER: Wenn ich anfange mich mit speziellem Geflügel zu beschäftigen, muss ich mir genau überlegen, welches Sortiment ich einführe, wie ich es präsentiere und wie ich die Story meinem Kunden erzähle. Hier gilt am Anfang: Weniger ist mehr. Es ist besser, ein LabelRougeFreilandhähnchen breit und sichtbar zu präsentieren als drei verschiedene und von jedem nur zwei Stück. Das Sortiment soll im Block für sich sprechen und sich optisch differenzieren. Nicht umsonst bieten insbesondere die französischen Produzenten Schmucketiketten mit allen nötigen Informationen. Dazu gibt es heute Kurzfilme über die Auf 35 Jahren Berufserfahrung im Top-Lebensmittelhandel kann Michael Keller, Inhaber von Keller Promotion (www.keller-promotion.de) zurückblicken. Seit 1996 ist er auch als Fachberater für Geflügel bei der Sopexa tätig. KELLER: Dies beantworte ich aus Verbrauchersicht: Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umhöre, erfahre ich von vielen, dass sie sich immer mehr damit beschäftigen, wie Fleisch und Wurst produziert werden und ob sie diese Waren noch mit ruhigem Gewissen essen können. Hier hat Frankreich eine Sonderstellung, denn der Produktionsansatz ist ein ganz anderer als in Deutschland. Während hier vor der Produktion gefragt wird, was es den Endverbraucher kosten darf, produzieren die Franzosen traditionell Richtung Endgeschmack und der Preis ergibt sich dann. Heraus kommen eine natürliche Produktion und regionale Spezialitäten. Im Loire Tal oder im Südwesten Frankreichs gibt es beispielsweise entsprechende Flächen, spezifische klimatische Voraussetzungen und die Möglichkeit, das passenden Futtermittel nebenan zu produzieren. Ein RiesenThema ist auch die Regionalität. Wie BordeauxWeine aus Bordeaux kommen, kommt LouéGeflügel aus Loué – und von nirgendwo sonst. Für mich hat dieses Qualitätsgeflügel eine RiesenZukunft im deutschen LEH. „der kunde leCHZt naCH InForMatIonen“ zusätzliche Absatzimpulse sorgen. Viel wichtiger ist es, gut kalkulierten Geflügelspezialitäten immer mal wieder in den Blickpunkt zu rücken. Dies kann über Verkostungen von externen Kräften, aber auch über interne Verkostungen laufen. Man kann auch Themenwochen anbieten. Warum nicht die Woche des Freiland Hähnchens ausrufen, und dann sowohl weiße, schwarze und auch gelbe anbieten. Produktion, mit dem passenden Flat Screen über der Theke kann ich aus dem anonymen SBBereich eine Kommunikationstheke machen. Die Produktionsunterschiede wie Schlachtalter und Mastbedingungen müssen deutlich werden. FLEISCH-MARKETING: Wo sehen Sie die Zukunft von Spezialitäten Geflügel aus Frankreich? 5/2015 · Fleisch-Marketing 29


Fleisch-Marketing_04_2015
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