FLEISCH-MARKETING: Wie beurteilen Sie generell die Chancen von Geflügel im deutschen Lebensmitteleinzelhandel? KELLER: Grundsätzlich sind die Chancen riesig, dazu ein Blick zurück: Geflügel ist und war der Wachstumstreiber im Fleischsegment. Der ProKopfVerbrauch lag im Jahr 2013 bei 19,4 Kilogramm und laut MEG (Marktinfo Eier & Geflügel) 2004 bei 17,8 Kilogramm. Das ist in zehn Jahren ein Zuwachs von 1,6 Kilogramm. Das hört sich nicht nach wahnsinnig viel an, ist aber im Gesamtmarkt bei 80 Millionen Verbrauchern ein Zuwachs von 128.000 Tonnen. Damit hat Geflügel einen Anteil von 22 Prozent am gesamten Fleischverbrauch erzielt. Die Bedeutung von Geflügel wird noch deutlicher, wenn man dagegen den ProKopfVerbrauch von Rindfleisch betrachtet: Der lag im Jahr 2013 bei 13,2 Kilogramm. Die Aussichten sind weiterhin positiv, denn Geflügel findet in der modernen Ernährung immer mehr Liebhaber. Neben den bekannten vorteilhaften Attributen wie fettarm und eiweißreich sind es auch die unkomplizierten Zubereitungsarten, die Geflügel so beliebt machen. Wenn der klassische LEH Geflügel die Wertigkeit und auch den Platz in der Theke zur Verfügung stellt, den es verdient, wird er richtig Spaß an diesem Sortiment haben. FLEISCH-MARKETING: Welche Fehler macht der Vollsortimenter bei der Präsentation von Geflügel? KELLER: Es wird teilweise so lieblos präsentiert, dass es optisch gegenüber anderen Fleischarten abfällt. In der Bedienungstheke fristet das Sortiment meist ein Schattendasein. In der SBTheke ist es oft anonym präsentiert und macht nicht so richtig Lust auf den Einkauf. Dazu wird fast immer derselbe Standard präsentiert wie im Discount: Putenbrust, schnitzel und –oberkeule, ganze Hähnchen, Hähnchenbrustfilet sowie keule mit Rückenschnitt – damit lässt sich keine Wertschöpfung betreiben. Meiner Meinung nach müsste insbesondere das Spezialitätensortiment Frankreichs – bestehend aus Freilandgeflügel Label Rouge und Perlhuhn, aber auch Ente oder Wachtel – breiter und appetitlicher dargestellt werden. Dazu gehört auch die umfassende Information – beispielsweise die Geschichte von LabelRougeGeflügel. Der Verbraucher will – auch um den Preis zu verste28 5/2015 · Fleisch-Marketing toP-tHeMa • GEFLÜGEL Michael Keller, Inhaber von Keller Promotion, kann auf 35 Jahren Berufserfahrung im Top-Lebensmittelhandel zurückblicken. Fleisch-Marketing sprach mit dem Fleischermeister, der seit 1996 auch als Fachberater für Geflügel bei der Sopexa tätig ist, über die Chancen und die Präsentation von Geflügelsortimenten. Wenn Geflügel der Platz in der Theke zur Verfügung gestellt wird, den es verdient, kann man mit diesem Sortiment viel Erfolg haben. „spezialitäten mehr Platz einräumen“
Fleisch-Marketing_04_2015
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