TRENDS & MÄRKTE - Interview mit Dr. Wolfgang Ingold

Fleisch-Marketing_04_2015

trends & Märkte „anzahl der Vegetarier ist relativ gering!“ Kurz vor der alljährlichen Jahrestagung des Verbandes der Fleischwirtschaft und des Bundesverbandes der Deutschen Fleischwarenindustrie in Berlin äußert sich Dr. Wolfgang Ingold, BVDFPräsident und Geschäftsführer von Wiltmann, zu den Brennpunkten der Branche. Fleisch-Marketing: Wie hat sich für die deutsche Fleischwarenindustrie das Jahr 2014 entwickelt, welche Tendenzen sind für 2015 erkennbar? Dr. Ingold: Die Fleischwirtschaft ist wie immer von Dynamik geprägt. Wir konstatieren eine leichte Schwerpunktverschiebung von der Bedientheke zur Selbstbedienung am Kühlregal. Zusätzlich ändern sich die Ansprüche und das Nachfrageverhalten der Verbraucher. Wir gehen diesen Schritt mit und begegnen den geänderten Anforderungen mit der Differenzierung unseres Sortiments. Fleisch-Marketing: Welche Themen werden die Mitgliederversammlung im Mai bestimmen? Dr. Ingold: Die Erwartungen der Gesellschaft an die Fleischwarenindustrie und die zu erwartenden europarechtlichen und nationalen gesetzlichen Regelungen. Fleisch-Marketing: Welches gesellschaftspolitisches Feedback erfahren Sie von der Initiative Tierwohl? Konstatiert eine leichte Schwerpunktverschiebung von der Theke zur Selbstbedienung: BVDFPräsident Dr. Wolfgang Ingold. Dr. Ingold: In der Öffentlichkeit wird das Wohl landwirtschaftlicher Nutztiere kontrovers diskutiert. Die Diskussion ist nicht selten von subjektiven Einordnungen und Bewertungen geprägt und steht einer sachlichen Kommunikation mitunter entgegen. Grundsätzlich wird das Ziel der Initiative „Tierwohl“, die Haltungsbedingungen in der Breite zu verbessern und Landwirten, die sich an Fortschritten in der Tierhaltung beteiligen, einen finanziellen Ausgleich zu gewähren, positiv gesehen. Ein Blick auf das aktuelle Sachverständigengutachten für das BMEL konkretisiert dies. Fleisch-Marketing: Wie beurteilen Sie die Entwicklung innerhalb der Fleischwarenindustrie, immer mehr auf fleischlose Produkte zu setzen? Dr. Ingold: Sicherlich ist das Umdenken bei der Ernährung eine Konsequenz unserer Überflussgesellschaft. Gleichzeitig differenzieren sich die unterschiedlichen Interessengruppen auch über ihre Ernährungsformen. Die Beweggründe liegen unter anderem in ethischen, religiösen und kulturellen Einflüssen, beispielsweise in der Zuwanderung. Die Zahl der Vegetarier und Veganer ist – entgegen weitverbreiteter und publizierter Ansichten – relativ gering. Größer ist der Anteil der Flexitarier, die nur hin und wieder Fleischwaren konsumieren, dann aber besonderen Wert auf die Qualität legen. Wir sehen an dieser Stelle Potenzial in der Entwicklung von Spezialitäten unter Berücksichtigung der Verbraucherwünsche nach qualitativ hochwertigen und sicheren Produkten. Fleisch-Marketing: Wie beurteilen Sie die zukünftige Pflicht der Herkunftsbezeichnung der Rohstoffe bei Fleischwaren? Dr. Ingold: Ab 1. April 2015 gilt in Deutschland, neben der bereits seit Jahren praktizierten Kennzeichnung von Rindfleisch, eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für verpacktes Schweine, Schaf, Ziegenund Geflügelfleisch. Diese Pflichtkennzeichnung betrifft frisches, gekühltes oder gefrorenes Fleisch – dabei sind Angaben zum Land der Aufzucht und der Schlachtung erforderlich. Noch gelten diese Vorgaben nicht für verarbeitete Fleischerzeugnisse. Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Zutaten und Rohstoffe bei zusammengesetzten Produkten würde die Informationsflut für den Verbraucher weiter erhöhen. Nur für einen verschwindend geringen Anteil der Verbraucher wäre dies ein Informationsgewinn. Fleisch-Marketing: Wie wird sich das Geschäft für Wiltmann in diesem Jahr entwickeln? Dr. Ingold: Für Wiltmann erwarten wir auch im Jahr 2015 eine stabile Entwicklung. 5/2015 · Fleisch-Marketing 11


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