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Fotos: Kalle Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts Rohstoffknappheit zur Verteuerung von Naturdärmen führte, war die Zeit für eine Erfindung gekommen, die auch heute noch überraschende Entwicklungsmöglichkeiten beim Füllen von Würsten bietet: den Cellulose-Darm. Erfunden wurde diese vielseitige Lösung von Kalle mit Sitz in Wiesbaden. WURSTHÜLLEN MIT MEHRWERT D ie erste Wursthülle auf Cellulosebasis wurde 1928 in der Chemischen Fabrik Kalle hergestellt. Musste dieser Darm zunächst noch geklebt werden, ermöglichte ein spezielles Verfahren bald die Herstellung von nahtlosen Därmen: Kalle brachte Viskose, d. h. chemisch gelöste Cellulose, in zähflüssiger Form in einem Spinnverfahren in Schlauch-form. Damit konnte 1929 die erste nahtlose Zellulosehülle, der Cellophan-Darm Nalo, in Produktion gehen. In den folgenden Jahrzehn-ten wurde daraus ein umfangreiches Produktsortiment, das heute unter dem Markennamen Nalo, der Abkürzung für nahtlos, in mehr als 80 Ländern vertrieben wird. Die Meilensteine dieser Entwicklung sind der Kranzdarm, die mit nassfestem Papier verstärkte Faserhülle sowie die wasserdampfdichte NaloTop-Hülle, die ein Brühen ohne Kochverluste ermöglicht. STETIGE ENTWICKLUNG Der langjährige, ständige Austausch vor Ort beim Kunden und die enge Zusammenarbeit im Rahmen gemeinsamer Projekte führte nach und nach zur Entwicklung speziell angepass-ter Kunstdärme. So standen ab 1990 Hüllen aus synthetischen Polymeren im Zentrum der Entwicklung. Neue Anforderungen, insbeson-dere nach hoher Effizienz in der Verarbeitung, waren der Antrieb dafür, die bereits in den 1970er Jahren entwickelten Polyester-Hüllen Nalophan sowie die Mitte der 1980er Jahre entwickelten einschichtigen Polyamidhüllen NaloFlex anzubieten. Heute sind synthetische Polymere die zweite große Rohstoffklasse, die bei Kalle zur Herstellung von Wursthüllen eingesetzt wird. Entsprechend den Anwen-dungserfordernissen können die Hüllen ein- oder mehrschichtig sein. Mit jeder einzelnen Schicht kann man eine spezielle Funktion, z. B. Barriere gegenüber Wasserdampf oder Sauerstoff, mechanische Festigkeit, oder Haftung zum Wurstprodukt ver-binden. Der Schwerpunkt der Produktentwicklung der letzten Jahre wa-ren Value Adding Pro-dukte, d. h. Hüllen mit einem Zusatznutzen für die Anwender. Zu-sätzliche Funktionen, wie etwa der Über-trag von Rauch, Farbe oder Gewürzen von der Hülle direkt auf die Oberfläche des Wurstprodukts während des Brühvorgangs, sparen Produktionsschritte und bringen dem Anwender Kosten- und Zeitvorteile. Außer-dem fördern sie die Produktsicherheit und ermöglichen die Herstellung eines breiteren Produktsortiments. Zu dieser Produktgruppe gehören: NaloColor, NaloSmoke, NaloProtex, NaloPro. Zu den Produkten aus Cellulose und Kunst-stoff, die es in einer großen Auswahl an Farben, Formen und Kalibern und damit für nahezu jede Anwendung gibt, kommen die aktuellen Produkte NaloProSpice, NaloBar PR und NaloEco sowie mit NaloCoat ein neues Kollagen-Gel, das als Hülle den Würstchen die gewünschte Konsis-tenz und Biss verleiht. Mit der Fähigkeit, auf die Anforderungen des Mark-tes mit geeigneten Lö-sungen zu reagieren, hat sich Kalle heute in vielen Anwendungsbereichen die Marktführerschaft erarbei-tet und ist im Segment der Kunstdärme zu einem Glo-bal- Player aufgestiegen. ast 52 2/2014


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