WISSENS-CHECK: - Blätter zur Berufskunde: Gemeinsam mehr verdienen

FH_01_2014

Fotos: THEKE BLÄTTER ZUR BERUFSBILDUNG Ein guter Fleischer oder eine gute Fleischereifachverkäuferin muss aktiv mithelfen, die Umsätze zu steigern und die Kosten zu drücken. Was Fleischerfachgeschäfte verdienen, zeigt der „Betriebs-kostenvergleich des Deutschen Fleischer-Verbandes“. Die Zahlen darin sind über viele Jahre hin sehr ähnlich und beweisen: Es wird insgesamt zu wenig verdient, um die Geschäfte dauerhaft erfolgreich zu betreiben. Doch das können Chefinnen und Chefs, Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter gemeinsam ändern. Hier wird aufgezeigt welche betriebswirtschaftlichen Kennzahlen dafür wichtig sind. Eine durchschnittliche Fleischerei in der Betriebsgrößenklasse zwi-schen 750.000 E und 1,5 Mio. E Jahresumsatz braucht 44,5 % des Umsatzes für Wareneinkauf, 29,9 % für Personalkosten und 19,1 % für sonstige Kosten (Miete, Energie, Buchhaltung, u. a.). Es bleiben nur 6,5 % Gewinn übrig. Es ist wichtig zu wissen, dass die Personal-kosten nur etwa zur Hälfte auf den Konten der Mitarbeiter ankommen – die andere Hälfte zahlt der Betrieb für die Mitarbeiter etwa an das Finanzamt oder die Renten- und Krankenversicherung. Diese Zah-len kann man aber täglich verbessern: Wareneinsatz reduzieren ■■ Alle Lieferungen und Lieferscheine genau kontrollieren. Aus Lieferscheinen werden Rechnungen. Daher: Alles wiegen und nachzählen, was der Betrieb später bezahlen muss. ■■ Temperaturen im Laden, in der Kühltheke und im Kühlraum kontrollieren. Jedes Grad Temperatur zu viel beschleunigt den Verderb der Ware. ■■ Vorausschauend verkaufen und empfehlen. Was montags oder dienstags eine Retoure werden oder sogar verdorben sein könnte, kann freitags oft noch einwandfrei verkauft werden. ■■ Wenn Wurst frisch angeschnitten werden muss, sollte die „Ver-lustscheibe“ so dünn wie möglich sein. ■■ Fehlverkäufe vermeiden! Wird eine PLU-Taste an der Waage ver-wechselt, kann dies dem Betrieb sehr schaden. ■■ Die gute Verkäuferregel „100 % Aufmerksamkeit für meinen Kunden“ hilft auch, Diebstähle zu vermeiden und zu erkennen. ■■ Mitarbeiterdiebstähle erkennen: Wo geklaut wird, fehlt Geld für Belohnungen oder Lohnerhöhungen. ✂ Das Grundproblem vieler Fleischerfachgeschäfte ist es, dass sie zu wenig verdienen. Wer als Nachwuchstalent im Fleischerhandwerk Karriere machen möchte, braucht neben fachlichem Wissen und Können auch betriebswirtschaftliches Verständnis. GEMEINSAM MEHR VERDIENEN Personalkosten sparen ■■ Helfen Sie Ihrem(r) Chef/in dabei zu erkennen, zu welchen Zeiten eine Verkaufskraft zu viel eingeteilt ist. So qualifizieren Sie sich für Führungsaufgaben. ■■ Denken Sie bei Ihrer Urlaubsplanung an den Betrieb und beantragen Sie ihn gezielt dann, wenn wenig Geschäftsbetrieb ist. ■■ Wirken Sie mit, damit Krankheitstage vermieden werden können – etwa durch eine warme Jacke bei Arbeiten im Kühlraum oder die Einhaltung der Unfallschutzvorschriften. ■■ Helfen Sie mit, wichtige Unternehmensziele zu erreichen – beispielsweise das Ziel, dass eine Verkäuferinnenstunde mindes-tens 100 E Umsatz bringen muss. „Sonstige Kosten“ senken ■■ Energie sparen, z. B. durch Warmwasser sparen, schnelles Schließen von Kühlraumtüren, Anbringen der Nachtabdeckung auf der Kühltheke, Vermeiden unnötiger Lieferfahrten. ■■ Sparsamer Umgang mit Verpackungen sowie sorgfältige Müll-trennung zur Reduzierung der Entsorgungskosten. ■■ Schonender Umgang mit Maschinen und Einrichtungen – wird weniger repariert, bleibt mehr Geld für die Mitarbeiter. Umsatz erhöhen, und alle Kosten senken Der Zusammenhang ist einfach: Wenn der „Umsatzkuchen“ größer wird, wachsen die Kosten nicht in gleichem Maße und der Gewinn steigt. ■■ Jedes Prozent Preiserhöhung, das der Kunde durch eine gute Beratung akzeptiert, wird zu einem Prozent mehr Gewinn. ■■ Jede Zusatzempfehlung, jeder neu geworbene Kunden oder jeder „Selten-Kunde“, der zum Stammkunden wird, erhöht den Umsatz und stärkt den Gewinn. ■■ Jede 100 g, die selbst persönlich mehr verkauft werden, fördern die eigene Karriere. Dieses betriebswirtschaftliche Mitdenken und ein aktives Mithelfen, damit mehr verdient wird, ist der Vorteil jedes einzelnen Mitarbeiters. Denn: Wer mithilft, dass der Betrieb mehr verdient, darf auch nach einer Gehaltserhöhung fragen. Fritz Gempel Foto: MEV Verlag 1/2014 11


FH_01_2014
To see the actual publication please follow the link above