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Naturdarm

Zukunftssichere Branche

Datum: 15.09.2022Quelle: Zentralverband Naturdarm | Fotos: Zentralverband Naturdarm Ort: Hamburg

Die deutsche Naturdarm-Branche bilanziert ein bewegtes Jahr 2021: Die Rohware war weltweit knapp, Lager- und Lieferkapazitäten gab es nur mit Einschränkungen und zu stark erhöhten Preisen, zugleich stieg die Nachfrage nach den Edelhüllen in vielen Ländern. Dennoch blicken die Unternehmen unter dem Strich zufrieden auf das Geschäftsjahr zurück: „Ungeachtet der vielen strukturellen Herausforderungen konnten unsere Mitgliedsbetriebe ihre Kunden zuverlässig mit hochwertiger Ware versorgen“, sagt die Vorsitzende des deutschen Naturdarm-Verbandes, Heike Molkenthin.

Rohware deckt Eigenbedarf in den Lieferländern

NaturdarmDeutschland bleibt die Drehscheibe des internationalen Darmhandels. Insgesamt wurden im Berichtsjahr 209.117 t (Vorjahr: 227.832 t) mit einem Wert von 873,6 Mio. EUR (892,5 Mio.) gehandelt. Davon entfielen in der Menge 62 % auf die Ausfuhr, wertmäßig lag der Anteil bei 48 %t. Die Rückgänge gegenüber dem Vorjahr sind nicht zuletzt Folge hoher Inlandsnachfrage bei wichtigen Lieferländern. So wächst der Eigenbedarf in China rasant, was die globale Verfügbarkeit von Schafs- und Schweinedärmen nachhaltig beeinflusst. Ähnliches gilt für Brasilien, einem wichtigen Handelspartner für Rinderdärme. Die Probleme in den Lieferketten verliehen dieser Entwicklung zusätzliche Dynamik: Denn Wurst ist weltweit gefragt, zunehmend auch in den asiatischen Ländern. „Vor allem Würstchen und Bratwürste sind Topseller – also Wurstsorten, die zu einem sehr hohen Anteil mit Naturdarm hergestellt werden“, so Heike Molkenthin. Entsprechend begehrt ist der Saitling – der feine Darm vom Schaf gilt als hochwertigster und damit teuerster Naturdarm. Aber auch Schweinedärme legten im Berichtsjahr deutlich zu.

EU gewinnt als Handelsplatz an Bedeutung

Viel Freude bereitete der Branche der innereuropäische Handel. Mit einem Wert-Anteil von rund 54 % entfiel über die Hälfte der über Deutschland gehandelten Ware auf die Partnerländer innerhalb der EU. Die Ausfuhr stieg um 7 % auf 328,1 Mio. EUR, die Exportmenge wuchs auf 101.666 t (94.907 t). Schwächer zeigte sich die Einfuhr: Sie lag bei 48.620 t (50.805 t) im Wert von 140,2 Mio. EUR (147,3 Mio. EUR).

Lieferketten bleiben volatil

Auch für das laufende Geschäftsjahr rechnen die deutschen Naturdarmhändler mit anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen. Das betrifft zum einen die Verknappung und Verteuerung der Rohware, zum anderen bleiben die Lieferketten volatil. „Selbst wenn sich die Lage in den wichtigen Häfen wie Shanghai allmählich ein wenig normalisiert, werden wir die Folgen in Form enormer Staus in unseren Häfen noch lange zu spüren bekommen“, heißt es dazu beim Verband. Normalerweise erreicht im April in China verschiffte Ware im Juni ihren Bestimmungshafen – diese Laufzeiten haben sich inzwischen verdoppelt, mit entsprechend steigenden Kosten. Eine Entspannung ist nicht vor Mitte 2023 zu erwarten.

Zukunftssichere Branche

Ungeachtet der herausfordernden Marktbedingungen sehen sich die deutschen Naturdarm-Unternehmen für die Zukunft sehr gut gerüstet. Die Branche ist geprägt von kleinen und mittelständischen Unternehmen, viele davon sind in Familienbesitz. „Das macht uns als Branche sehr agil. Unsere Erfahrung, unsere Netzwerke und die schnellen Entscheidungswege, auch für unkonventionelle Lösungen, zahlen sich in Zeiten wie diesen einmal mehr aus. Und unsere Kunden profitieren davon“, sagt Heike Molkenthin. Zudem gäbe es im Vergleich zu anderen Branchen keine gravierenden Probleme mit Nachfolge-Lösungen. „Unsere Betriebe genießen bei den Mitarbeitenden einen guten Ruf als wertschätzende, attraktive und verlässliche Arbeitgeber“, ergänzt sie.

Wurst wird Prestige-Produkt

Wurst wird nach Einschätzung der Naturdarm-Experten angesichts der Situation auf den Weltmärkten künftig knapper und teurer. Diese Entwicklung müsse dem Kultprodukt hierzulande aber nicht schaden – im Gegenteil. „Der Trend geht zu hochwertiger Wurst. Die Innovationskraft von Fleischerhandwerk und Fleischwarenindustrie macht sich immer stärker am Wurstsortiment fest“, beobachtet Heike Molkenthin. Die Vielfalt an Wurstsorten, speziell fürs Grillen, wächst rasant, und vor allem für die nachwachsende Generation des Fleischerhandwerks ist das kreative Wurstsortiment eine „Visitenkarte“ des Betriebs, ob stationär oder digital. Hochwertige Wurst im Naturdarm gilt auch bei den Konsumenten zunehmend als „Prestige-Produkt“: „Wer früher allein auf den Premium-Gasgrill, Smoker und andere Premium-Hardware gesetzt hat, beeindruckt seine Gäste heute eher mit einer Auswahl an ausgefallenen Grillwürstchen“, beobachtet der Verband. Damit erschließen sich Handwerk, Industrie und Handel attraktive Wertschöpfungspotenziale.

Marco Theimer / Fleischnet

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