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Espera Fabbri Folien Krauss

Grünes Packaging

Datum: 15.12.2020Quelle: Espera/Nadina Krauss | Ort: Duisburg |

Ziel: Haltbarkeit ohne Umweltfrevel

Jeder kennt die Bananen in der Supermarktauslage, jede einzelne oft mit dem typisch ovalen Etikett des weltweit bekanntesten Exporteurs versehen. Ein natürlich gewachsenes Produkt, das durch naturgegebenen Schutz keiner Verpackung bedarf. Doch wer hat jemals nach dem Verzehr einer Banane darauf geachtet, die Schale vor der Entsorgung im Kompost von ihrem Etikett zu befreien? Ertappt beim alltäglichen Umweltfrevel! Denn im Gegensatz zur kompostierbaren Bananenschale ist das Etikett keinesfalls natürlich abbaubar. Weder auf industriellem noch auf haushaltsüblichem Wege. Genau hier fängt die Grundfrage der Nachhaltigkeit von Produkten und Verpackungsmaterialen an. Überträgt man diesen Gedanken auf die Fleischbranche, so werden die Anforderungen sogar noch weitaus komplizierter als bei der Banane.

Fleischprodukte müssen zum Schutz vor äußeren Einflüssen, aber auch für eine möglichst konsumentenorientierte Haltbarkeit verpackt werden. Dank Verpackung sind wir es seit vielen Jahren gewohnt, unser Fleisch zuhause bis zu 14 Tage im Kühlschrank aufzubewahren, um jederzeit flexibel darauf zurückgreifen zu können. Aktuelle Verpackungstechnologien machen dies möglich. Ganz egal, ob es sich dabei um Produktverpackungen mit modifizierter Atmosphäre oder um Shrink-, Skin- sowie Stretchverpackungen handelt.

Umdenken bei Materialien erforderlich

Die unterschiedlichen Verpackungsarten sorgen sicher für eine verlängerte Haltbarkeit der Produkte. Im Zuge von Verpackungsoptimierungen wurde dabei in den vergangenen Jahrzehnten jedoch weniger auf die Nachhaltigkeit der Materialien geachtet. Die aktuelle weltweite Öko-bilanz lehrt uns, dass längst ein Umdenken erforderlich ist. Verpackungen von frischen Produkten wie Fleisch oder Geflügel müssen zukünftig darauf ausgerichtet sein, weniger umweltschädlich zu sein und weniger Abfall zu produzieren.

Das Commitment hierzu haben inzwischen auch fast alle europäischen Supermarktketten abgegeben; mit dem Ziel, den momentanen EU-Jahres-Verpackungsmüll von 226 Kilogramm pro Kopf um ein deutliches Maß zu reduzieren. Die Verpackungsindustrie muss nachziehen und möglichst schnell umweltfreundliche Materialien entwickeln, die Produkte einerseits wie gewohnt gegen äußere Einflüsse schützen, andererseits aber auch die bekannte Haltbarkeit für den Konsumenten bieten.

Inzwischen gibt es Verpackungsarten am Markt, die deutlich weniger Kunststoff-Verpackungsmüll produzieren oder sogar eine vollständige Kompostierbarkeit ermöglichen. So zum Beispiel die Nature Fresh-Folie des italienischen Herstellers Fabbri Group, die einzigartig im Stretch-Folienbereich ist. Diese Folie steht herkömmlichen Stretch-Folien in keiner Weise nach. Weder vom Erscheinungsbild noch von der Folienhandhabung. Nature Fresh basiert auf den BASF-Kunststoffen Ecovio und Ecoflex und ist die erste kompostierbare Stretch-Folie, die mit automatischen Verpackungsmaschinen verarbeitet werden kann. In Kombination etwa mit kompostierbaren Schalen bietet diese Folie eine vollumfänglich kompostierbare Verpackungslösung für Frischeprodukte.

Industrielle und haushaltsübliche Kompostierbarkeit

Doch was bedeutet Kompostierbarkeit? Hier muss man zwischen industrieller und haushaltsüblicher Kompostierbarkeit unterscheiden. Bei der industriellen Kompostierbarkeit gilt aktuell die europäische Norm EN 13432. Danach zertifizierte Verpackungsmaterialien dürfen bestimmte Grenzwerte an Schwermetallen und anderen Elementen nicht überschreiten. Zudem müssen sich mindestens 90 Prozent der Kunststoffmasse binnen 180 Tagen in Kohlendioxid umsetzen lassen und es darf nach zwölf Monaten nur noch eine minimale Trockenmasse von zehn Prozent verbleiben.

Zu guter Letzt fordert die Norm, dass die biologische Behandlung nicht die Qualität des Komposts verschlechtert. Dabei wird in einem standardisierten Test das Pflanzenwachstum auf dem abgebauten Kunststoff mit dem auf „normalem“ Kompost verglichen und geprüft. Werden diese Richtlinien im Rahmen eines industriellen Kompostierprozesses eingehalten, wird eine Verpackung als „kompostierbar“ akzeptiert und gemäß EN 13432 zertifiziert. Neben der industriellen gibt es noch die haushaltsübliche Kompostierbarkeit, wie man sie von entsprechenden Kompoststationen her kennt.

Doch jede Verpackung ist nur so gut kompostierbar wie ihr Etikett – ganz egal, ob die industrielle oder die haushaltsübliche Kompostierbarkeit als Maßstab gesetzt wird. Das Etikett auf einer Packung dient der eindeutigen Produktbeschreibung, aber auch der Definition von Produktmerkmalen wie Nährwerte, Allergene, Mindesthaltbarkeitsdaten, Rezepturanleitungen oder Herkunftsinformationen. Die Etikettierung und somit die einheitliche Deklaration von Produkten sind gesetzlich verpflichtend und unabdingbar. Somit ist vor allem im Frischebereich jede Produktverpackung verpflichtend mit einem oder sogar mehreren Etiketten zu versehen.

Setzt man auf eine nachhaltige Verpackung und versieht diese mit einem klassischen, nicht kompostierbaren Etikett, so ist der gesamte Nachhaltigkeitsansatz der Verpackung hinfällig. Denn man kann nicht erwarten, dass der Verbraucher das Etikett vor dem Entsorgen der Verpackung ablöst. Hier zeigt die Erfahrung mit den Etiketten auf Bananen, dass dies fast unmöglich ist und in den meisten Fällen nicht praktiziert wird. Somit wird Kompostierbarkeit an beiden Materialien, Verpackung und Etikett, bewertet. Nur so lässt sich die gesamtheitliche Kompostierbarkeit von Verpackungsmaterialien, egal ob industriell oder haushaltsüblich, garantieren.

Haltbar, lesbar, kompostierbar

Espera, deutsches Branchenschwergewicht in der Preis- und Gewichtsauszeichnung vorverpackter Lebensmittel aus Duisburg, hat in einem Gemeinschaftsprojekt mit den italienischen Folien-Experten der Fabbri Group die Nature Fresh Stretch-Folie (gr. Bild o.) mit kompostierbaren Etiketten analysiert und in Kombination mit automatischen Verpackungs- und Auszeichnungssystemen getestet. Die Etiketten sind dabei eine Zusammensetzung aus einem kompostierbaren NatureFlex-Trägerpapier und einem kompostierbaren Kleber namens BioTak.

Wichtig waren bei der Analyse das Haftverhalten kompostierbarer Etiketten auf der kompostierbaren Nature Fresh-Folie sowie die Verarbeitbarkeit kompostierbarer Etiketten mit automatischen Auszeichnungssystemen:

• Wie verhalten sich diese Etiketten im Vergleich zu ihren klassischen Pendants?
• Wie lässt sich eine beständige Abdruckqualität auf ihnen gewährleisten?

Denn bei einer Produkthaltbarkeit von bis zu 14 Tagen in unterschiedlichen Temperaturumgebungen muss das Etikett auch am Tag des Verzehrs noch einwandfrei lesbar sein. Auch bei Tiefkühltemperaturen.

Temperatur und Tempo

Getestet wurde sowohl das Zusammenspiel von kompostierbarer Folie und Etiketten als auch das Abdruckverhalten kompostierbarer Etiketten bei unterschiedlichen Druckgeschwindigkeiten und Temperaturen. Die Ergebnisse zeigen, dass Folie und Etiketten eine gute Alternative zu herkömmlichen Lösungen bieten. Sowohl die Verarbeitung mit vollautomatischen Verpackungs- und Auszeichnungssystemen als auch die Bedruckbarkeit der Etiketten ist in allen Temperaturbereichen, sogar im tiefgekühlten Bereich, optimal. Auch bei unterschiedlichen Druckgeschwindigkeiten entspricht die Druckqualität der von konventionellen, nicht kompostierbaren Etiketten.

Die Nature Fresh-Verpackungsfolie und die kompostierbaren Etiketten ermöglichen also erstmals eine vollkommen nachhaltige Kombination aus Verpackungsfolie und Etikett. Beide Komponenten entsprechen dabei der Norm EN 13432; erstere ist zusätzlich für die Haushaltskompostierbarkeit zertifiziert.
Nadina Krauss

 

Über die Autorin des Gastbeitrags

Nadina Krauss (kl. Bild o.) ist Head of Marketing & Business Development bei der Espera-Werke GmbH. Die Diplom-Wirtschaftsingenineurin (FH) zum Thema Nachhaltigkeit:

• „Nachhaltigkeit bedeutet für mich umzudenken. Auch in einer so traditionellen Branche wie im Maschinenbau. Wenn wir anfangen, unsere internen Strukturen und Prozesse umzugestalten, dann schaffen wir es automatisch, Nachhaltigkeit auch in Richtung unserer Kunden zu leben.“

• „Seitens Espera sind wir in den ersten Schritten. So zum Beispiel stellen wir Stück für Stück unsere Fahrzeugflotte auf Elektroautos um, haben es sogar in der Fertigung geschafft, komplett auf Zeichnungen und Montageanleitungen in Papierform zu verzichten und Verpackungsmaterialen möglichst mehrfach zu verwenden.“

• „Gleichzeitig engagieren wir uns in nachhaltigen Projekten auch über den Bereich Wäge- und Etikettiertechnik hinaus. So zum Beispiel das hier im Beitrag beschriebene Kooperationsprojekt mit Gruppo Fabbri, bei dem es einerseits um kompostierbare Etiketten geht. Andererseits aber auch das Thema kompostierbare Verpackungsmaterialen stark im Fokus steht. Wir müssen alle in Zukunft weiter über den Tellerrand schauen und vor- oder nachgelagerte Prozesse verstehen, um nachhaltig zu denken.“

Christian Blümel / Fleischnet

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