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Kassenbons

Bon-Wahnsinn

Datum: 10.02.2020Quelle: prb | Foto: prb/Lilo Brückner Ort: Memmingen/Mindelheim

Zwei Wochen lang sammelten Handwerksbetriebe der Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim von Kunden zurückgelassene Kassenbons, die seit 1.1.2020 verpflichtend ausgegeben werden müssen. Dem Protest schlossen sich auch die Obermeister der Fleischer-Innung Allgäu ,Georg Greiff, und der Friseur-Innung Memmingen/Unterallgäu, Enrico Karrer, an. Die gesammelten Bons übergaben die Verantwortlichen an den Bürgerbeauftragten der bayerischen Staatsregierung Klaus Holetschek MdL.

Günther Landerer, Obermeister der Bäcker-Innung Memmingen-Mindelheim, belegt den Bon-Wahnsinn: Bei einem Umsatz von 500 Euro fallen bei einer Tankstelle etwa zehn Kassenbons an, beim Friseur 20 und beim Bäcker sogar 200 Kassenbons – gedruckt auf Thermopapier. Daher wehren sich die Bäcker vehement gegen die Ausgabepflicht von Kassenbons.

„Lasst Taten sprechen“

Der durch die Aktion „Lasst Taten sprechen“ zustande gekommene Papierberg wurde dem Bürgerbeauftragten in den Räumen der Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim übergeben. Damit einher ging die Bitte sich dafür einzusetzen, dass diese unsinnige Vorschrift abgeschafft wird. Sollte die generelle Abschaffung nicht möglich sein, solle wenigstens eine Ausnahmeregelung für Klein- und Kleinstbeträge greifen. Klaus Holetschek zeigte Verständnis für den Unwillen der Handwerker. Auch ihm erschließt sich der Sinn der Vorschrift nicht. Zumal das Gesetz Ausnahmen vorsehe. Auch er sieht eine große Gefahr in der zunehmenden Bürokratisierung. „Wir verlieren Maß und Mitte bei der Formulierung so einiger Gesetze“, beklagte er.

Jeder Kaufvorgang wird erfasst

Die von Befürwortern der Kassenbon-Ausgabepflicht als Argument ins Feld geführt gigantische Summe an Steuerhinterziehung (bis zu 50 Mrd. Euro wurden genannt), verweist Günther Landerer ins Reich der Märchen. „Der Kaufvorgang wird schließlich im Beisein des Kunden in der Kasse elektronisch erfasst und kann nicht verändert werden“, betont er. Wie soll dann Steuerhinterziehung möglich sein, unterstreicht auch Gottfried Voigt, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, die Argumentation des Obermeisters. „Hier wird man bestraft, wenn man keinen Müll macht“, führt er die Ausgabepflicht ad absurdum. Und beklagt die überbordende „auf Teufel komm raus“–Bürokratisierung, die das Handwerk immer stärker belastet. „Wann fangen wir endlich an, sinnvolle und nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen“, fragt er in Richtung Politik. Weitere Informationen zur Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim gibt es hier.

Im Bild (von links): Günther Landerer (Obermeister Bäcker-Innung Memmingen-Mindelheim), Gottfried Voigt (Geschäftsführer Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim), Georg Göttinger (stv. Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim), Klaus Holetschek MdL (Bürgerbeauftragter bayerische Staatsregierung), Georg Greiff (Obermeister Fleischer-Innung Allgäu), Enrico Karrer (Obermeister Friseur-Innung Memmingen/Unterallgäu).

Marco Theimer / Fleischnet

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